Volksbegehren für mehr Lehrkräfte: Unterschriften fallen aus

Das „Volksbegehren Unterrichtsgarantie“ warnt vor Stundenausfall in den Willkommensklassen. Senat sieht keinen Mehrbedarf an Lehrkräften.

Freuen sie sich über die nächste Freistunde? Schüler einer Willkommensklasse an einer Gemeinschaftsschule in Friedenau. Foto: dpa

Unterrichtsausfall durch Lehrermangel und zu wenige SozialarbeiterInnen, die sich auch um schwächere SchülerInnen kümmern können: Für die Senatsbildungsverwaltung sind das keine Gründe für die hohen Durchfallquoten bei den Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss (MSA). Das geht aus der Antwort der Senatsbildungsverwaltung auf eine Anfrage des Piraten-Abgeordneten Martin Delius hervor.

Mehr Lehrkräfte und SozialarbeiterInnen trügen „nicht automatisch dazu bei, dass mehr Schülerinnen und Schüler den bestmöglichen Schulabschluss erreichen“, heißt es. Die Bildungsverwaltung setze lieber auf eine intensivere Berufsvorbereitung in der Mittelstufe (taz berichtete).

Im Jahr 2014, die Zahlen für das vergangene Schuljahr werden derzeit noch erhoben, fiel rund jeder zehnte Berliner Schüler durch die MSA-Prüfung – obwohl das Prüfungsniveau zum Schuljahr 2013/14 sogar gesenkt worden war. Beispielsweise reicht nun eine „vier“ statt einer „drei“ für ein „bestanden“ auf dem Abschlusszeugnis, sogar eine „sechs“ darf man sich neuerdings leisten.

Mehr Fachlehrer an die Schulen und weniger Unterrichtsausfall, fordert hingegen das im Juni gestartete „Volksbegehren Unterrichtsgarantie“. Der Initiator des Volksbegehrens, der Verein „Bildet Berlin“, kritisiert, dass in jedem Schuljahr rund elf Prozent des Unterrichts nicht regulär stattfinde. Wenn der Lehrer krank ist, würden die Stunden nicht ordentlich durch entsprechende FachlehrerInnen vertreten oder fielen gleich ganz weg. Bildet Berlin e.V. fordert deshalb: Eine zehnprozentige Fachkräftereserve für jede Schule und mehr qualifizierten Unterricht für die SchülerInnen.

„Mehr Einsatz erhofft“

Eine einfache Rechnung, der allerdings viele BürgerInnen nicht recht zu trauen scheinen: Rund sechs Wochen hat die Initiative noch Zeit, um die nötigen 20.000 Unterschriften zu sammeln, um beim Senat einen Antrag auf ein Volksbegehren stellen zu können. Gerade mal etwas mehr als die Hälfte, nämlich 12.000, habe man derzeit, sagte Mitinitiator Florian Bublys der taz.

„Wir hätten uns, auch vonseiten der Bezirkselternausschüsse, etwas mehr Einsatz beim Unterschriften sammeln erhofft“, sagt Bublys. Nun setze man auf den Schuljahresstart: „Jetzt kommen die Elternabende, da kann man das Thema nochmal präsenter machen.“ Auch angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen hofft Bublys auf Aufmerksamkeit für das Volksbegehren. Der „dringend notwendige Integrationsunterricht“ in den derzeit rund 480 sogenannten Willkommensklassen dürfe, so Bublys, nicht dem Personalmangel zum Opfer fallen.

In den Willkommensklassen sollen die Kinder zunächst Deutsch lernen, um dann später in die Regelklassen integriert zu werden. „Wenn man den integrativen Ansatz ernst nimmt, müssen die Flüchtlingskinder natürlich auch in den normalen Klassen intensiv weiter gefördert werden“, so Bublys weiter. Laut Statistik der Senatsbildungsverwaltung fallen allerdings gerade Förderstunden mit am häufigsten aus.

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