DIE KRITIK
: Stolze Biertrinker

WAS SAGT UNS DAS? Wegen irreführender Verpackung muss der Bierkonzern Anheuser-Busch in den USA Schadenersatz zahlen. Obwohl Beck‘s seit drei Jahren in Missouri gebraut wird, warb es weiter mit seiner deutschen Herkunft.

Erst war da die Volkswagen-Affäre. Seit dem Abgasskandal ist der deutsche Exportartikel Nr. 1., das Automobil, ins Gerede gekommen. Nun muss man sich auch um das älteste deutsche Exportprodukt Gedanken machen: das Bier. Wieder geht es dabei um die Frage: Was ist „Made in Germany“ noch wert?

Und seltsam: Der Mann, der sich in dieser Geschichte um den Erhalt deutscher Wertarbeit verdient macht, heißt Rene Marty. Er wohnt in Florida und trinkt gern Beck’s. Kein deutsches Bier ist in den USA so beliebt wie das Bremer Traditionsbräu. Was Marty aber störte: Obwohl das Bier längst in den USA gebraut wird, mit amerikanischem Hopfen und Malz, stand auf der Flasche weiter „deutschen Ursprungs“ und irgendwo klein der Brauereistandort: St. Louis. Er wurde zum Anführer einer Massenklage gegen den Mutterkonzern Anheuser-Busch.

In den USA, das in den letzten Jahren einen Craftbeer-Boom erlebt, ist der Stolz auf die eigene Braukunst gewachsen. Warum, fragen sich dort Verbraucher, soll US-Bier also deutsch ­genannt werden und sogar ­teurer verkauft werden? Nun wird per gerichtlichem Vergleich mit dem Etikettenschwindel Schluss gemacht. So viel Sorge um die Qualität des Biers: Der deutsche Brauerbund sollte Marty und seine Mitstreiter zu Ehrenmitgliedern ernennen. Jörn Kabisch