Jüdischer Extremismus: Eine Hochzeitsfeier zum Gruseln

Radikale israelische Siedler feiern bei einer Hochzeit den Tod eines palästinensischen Kleinkinds. Fünf von ihnen werden festgenommen.

Menschen tragen eine Bahre mit einer Kinderleiche

Beerdigung des bei dem Brandanschlag getöteten Kleinkindes Ali Dawabscheh im Dorf Duma am 31. Juli 2015. Foto: reuters

BERLIN taz | Eine Hochzeitsgesellschaft, die ausgelassen den Feuertod eines Kleinkindes bejubelt, ist selbst in einem an Gewalt und Terror gewohnten Nahen Osten nicht gerade alltäglich. Die Hochzeit fand freilich nicht im Hoheitsgebiet der Terrormiliz Islamischer Staat statt, sondern in einer israelischen Siedlung im besetzten Westjordanland.

In einem Video, das der israelische Fernsehsender Kanal 10 veröffentlichte, sind Hochzeitsgäste zu sehen, die mit Waffen, Messern und einem Molotowcocktail bewaffnet tanzen und einem Foto des im Juli bei einem Brandanschlag getöteten palästinensischen Jungen Ali Saad Dawabscheh Messerstiche versetzen. Nach der Veröffentlichung des Videos nahm die israelische Polizei fünf Teilnehmer des Hochzeitsfestes fest.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um den Bräutigam, einen Soldaten, ein früheres Mitglied der verbotenen antiarabischen Kach-Gruppe und zwei Jugendliche. Medienberichten zufolge war der Bräutigam schon früher zu Vergehen im Zusammenhang mit „jüdischem Terrorismus“ von der Polizei befragt worden.

Rechtsgerichtete israelische Politiker verurteilten das Video scharf. Regierungschef Benjamin Netanjahu nennt den Film „schockierend“. Unter den Hochzeitsgästen waren auch Freunde oder Verwandte von Verdächtigen, die im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf die palästinensische Familie festgenommen worden waren.

Geheimdienst Shin Beth unter Zugzwang

Der Anschlag auf das Haus der Familie Dawabscheh war im Sommer 2015 vermutlich von extremistischen israelischen Siedlern ausgeführt worden. Der 18 Monate alte Ali Dawabscheh war unmittelbar nach dem Anschlag seinen Brandverletzungen erlegen. Seine Eltern verstarben mehrere Wochen später. Nur der vierjährige Sohn Ahmed überlebte den Terrorangriff.

In den vergangenen Wochen nahm die Polizei im Zusammenhang mit dem Anschlag mehrere jüdische Extremisten fest. Anklage wurde bislang allerdings gegen keinen von ihnen erhoben. Der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Beth geriet wegen seiner Ermittlungen in den Kreisen der Siedlerbewegung wiederholt unter Druck nationalistischer und religiöser Kreise.

Viele Palästinenser machen unter anderem den mangelnden Fortschritt bei den Ermittlungen für die seit Oktober anhaltende Gewaltwelle auf palästinensischer Seite verantwortlich. Bei diesen Attacken mit Messern und Fahrzeugen sind bislang rund 20 Israelis und mehr als 120 Palästinenser getötet worden. Die meisten von ihnen wurden bei der Tat erschossen.

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