Kommentar Missbrauch bei Domspatzen: Schluss mit Filz und Schweigen

Noch immer wollen viele in der katholischen Kirche den Missbrauchsskandal beim Knabenchor vertuschen. Damit dürfen sie nicht durchkommen.

Das Kloster Pielenhofen, aufgenommen am 24.02.2015 in (Bayern).

Von 1981 bis 2013 war in dem Kloster die Vorschule der Regensburger Domspatzen untergebracht. Foto: dpa

Dass der Missbrauchsskandal bei den Domspatzen in früheren Jahrzehnten noch viel schlimmer war als zunächst ermittelt, überrascht nicht. Mehr als lau war der Einsatz zur Aufarbeitung des Skandals in den Anfangsjahren ab 2010, als noch Gerhard Ludwig Müller Bischof von Regensburg war – ehe er 2012 nach Rom weggelobt wurde. Dort ist Müller nun ausgerechnet Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan, also der oberste Glaubenshüter der Weltkirche.

Wer damals in der ersten Welle der Aufarbeitung als Journalist nach Fakten zum vertuschten Skandal suchte, vor dem schlossen sich die Türen des Bistums. Die schöne heile, reaktionäre und verlogene Welt des bayerischen Katholizismus, umkränzt von den himmlischen Stimmen der Knaben aus Regensburg, sie sollte keine Risse kriegen.

Denn Regensburg ist ein Symbol im katholischen Deutschland: Unter dem Einfluss nicht zuletzt der reichen Super-Katholikin Gloria von Thurn und Taxis sammeln sich dort bis heute alle, die mit den Veränderungen in der Kirche seit der Wahl von Papst Franziskus im Jahr 2013 nichts anfangen können und wollen.

Mag in Rom der Wind für ein Ende der Selbstverherrlichung der Hierarchie und der Priesterkaste in der katholischen Kirche wehen, für einen Abschied von der elenden Verfilzung auch von Macht und Geld im Vatikan – in Regensburg will man am liebsten weiter so tun, als gehe einen das alles nichts an.

Regensburg symbolisiert die heile und ­verlo­gene Welt des bayerischen Katholizismus

In der Donaustadt wird weiterhin das Erbe des emeritierten Papst Benedikt XVI. gepflegt, dessen Bruder Georg Ratzinger Domkapellmeister des weltberühmten Knabenchors war. Ganz zufällig genau in den Jahrzehnten, in denen die meisten Missbrauchstaten verübt wurden. Noch immer wollen viel zu viele Würdenträger (und auch einige Laien) in der katholischen Kirche den Missbrauchsskandal vertuschen und die oft zögerliche Aufarbeitung möglichst schnell beenden. Sie dürfen damit nicht durchkommen.

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