Straßenschlachten in Hongkong: Schlagstöcke statt Essstäbchen

Die Behörden gehen in diesem Jahr ungewöhnlich hart gegen Imbissbesitzer vor. Die liefern sich stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei.

Ein Stein fliegt durch die Luft, verschiedene Menschen mit Atemmasken rennen über eine Kreuzung.

Fliegende Pflastersteine und rennende Demonstranten in Mongkok, einem Stadtteil von Hongkong. Foto: reuters

PEKING taz | | Ausschreitungen waren in Hongkong lange Zeit selten. Selbst als vor knapp anderthalb Jahren im Zuge der Demokratieproteste einige der zumeist jungen Demonstranten nach Wochen friedlicher Sitzblockaden die Geduld verloren und zu radikaleren Mitteln greifen wollten, gelang es den moderaten Aktivisten, sie zu beschwichtigen. Inzwischen jedoch hat sich die Stimmung in der südchinesischen Sonderverwaltungszone geändert.

Im belebten Stadtteil Mongkok lieferten sich in der Nacht zu Dienstag Hunderte von Straßenhändlern und ihre Unterstützter stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Protestler warfen mit Pflastersteinen, Flaschen, Gerümpel und zündeten Barrikaden an.

Die Ordnungskräfte setzten Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Das Hongkonger Fernsehen zeigte, wie ein besonders nervöser Polizist seine Schusswaffe auf eine Menschenmenge richtet. Anderen Medienberichte zufolge soll die Polizei mindestens zwei Schüsse in die Luft abgefeuert haben.

Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying sprach am nächsten Morgen von „gefährlichem Straßenmob“ und „beispielloser Gewalt“. Mindestens 80 Beamte seien verletzt worden. Die Polizei habe 23 Männer und eine Frau festgenommen. Gegen sie werde nun wegen Unruhe und Widerstand gegen die Staatsgewalt ermittelt. Die jüngsten Verdächtigen seien 17, die älteste 70 Jahre alt.

Hongkong unter der Fuchtel Pekings

Ihren Anfang nahmen die Unruhen am frühen Montagabend, als Ordnungskräfte versuchten, Händler mit nichtregistrierten Essbuden zu vertreiben. Offiziell gilt für Straßenhändler in Hongkong zwar Lizenzpflicht. Doch die teilautonom regierte Hafenmetropole ist dafür bekannt, dass sich gegen Abend zahlreiche Händler mit ihren Ständen an belebte Ecken stellen und ihre Gerichte verkaufen. Die Behörden tolerierten sie weitgehend. Wenn da doch mal eine hartnäckige Polizeistreife vorbei kam, pfiffen sich die Händler Alarmsignale zu und waren verschwunden.

In jüngerer Zeit hatten die Behörden zwar angekündigt, verstärkt gegen die illegalen Händler vor allem in Mongkok vorzugehen. In Hongkong und China wird in diesen Tagen jedoch das chinesische Neujahrsfest begangen – das wichtigste Familienfest der Chinesen.

Laut Angaben der Regierung wurden mindestens 80 Polizeibeamte verletzt

Vor allem rund um die Feierlichkeiten wurden die Händler von Mongkok als fester Bestandteil der lokalen Gepflogenheiten betrachtet. Die Härte im Umgang mit diesen Händlern mobilisierte am Montag auch zahlreiche Aktivisten, die schon während der Demokratie-Proteste Ende 2014 gegen die chinesische Führung in Peking auf der Straße waren.

Unter den Festgenommen war auch der Pro-Demokratie-Aktivist Leung Tin-kei, der für die Bezirkswahlen in drei Wochen kandidiert. „Das harte Vorgehen zeigt, wie sehr Hongkongs Regierung unter der Fuchtel Pekings immer mehr die Zügeln anzieht“, wird Leung in der Lokalpresse zitiert. Seine Mitstreiter kündigen für die nächsten Abende weitere Proteste an.

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