Studie über Pegida-Teilnehmer: Ein „gewisses Verständnis für Gewalt“

Eine Pegida-Studie zeigt: 90 Prozent sind unzufrieden „mit der Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik funktioniert“. 80 Prozent würden die AfD wählen.

Pegida-Demonstranten im Hintergrund. Im Vordergrund ein Schild, auf dem „Rapefugees not Welcome“ steht.

Wollen eine „deutsche Leitkultur“: Pegida-Anhänger demonstriert am 18.01.2016 vor der Frauenkirche in Dresden Foto: dpa

GÖTTINGEN/DRESDEN epd/dpa | Mehr als 40 Prozent der Pegida-Anhänger sprechen einer Erhebung zufolge grundsätzlich allen Menschen ein Recht auf Asyl in Deutschland ab. 94 Prozent plädierten angesichts der Flüchtlingsdebatte für „autoritäre Krisenlösungen“, teilte das Göttinger Institut für Demokratieforschung mit. Allerdings sei die Studie nicht im strengen Sinne repräsentativ, erklärten die Wissenschaftler. Sie verteilten im vergangenen November rund 1.800 Fragebögen an Teilnehmer einer Pegida-Demonstration in Dresden. 610 Bögen erhielten die Forscher zurück. „Unsere Ergebnisse sagen nur etwas über die tatsächlich Befragten aus.“

Die islamfeindliche Pegida-Bewegung veranstaltet seit Herbst 2014 in Dresden und anderen Städten Demonstrationen. Das an der Göttinger Universität angesiedelte Institut habe erstmalig vor einem Jahr Kundgebungsteilnehmer befragt und dann im vergangenen November noch einmal, hieß es. Dabei sprachen sich 82 Prozent für eine „Befestigung und Verteidigung“ der deutschen Nationalgrenzen aus.

Den Umfrageergebnisse zufolge sinkt das Vertrauen der Pegida-Anhänger in Personen, Organisationen und Institutionen. Eine Mehrheit von 58 Prozent vertraue lediglich noch der Polizei. Am wenigsten Vertrauen genießen den Angaben zufolge Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Joachim Gauck, die öffentlich-rechtlichen Medien und die Europäische Union. „Diesen Institutionen wird gegenwärtig jeweils zu über 90 Prozent misstraut,“ hieß es.

Dieses Misstrauen spiegelt sich den Angaben zufolge auch in den Demokratie-Vorstellungen wider. Mehr als 90 Prozent der Umfrageteilnehmer seien unzufrieden „mit der Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik funktioniert“. Rund 20 Prozent lehnten die Demokratie „als Idee“ inzwischen sogar prinzipiell ab. Aus Sicht der Göttinger Forscher ist dies „ein deutlicher Hinweis auf Radikalisierungstendenzen im Sinne antidemokratischer Einstellungsmuster“. Überdies hätten rund 60 Prozent der Befragten ein „gewisses Verständnis für Gewalt in ihrem Umfeld“ geäußert.

Recht und Ordnung, eine politische Selbstbestimmung Deutschlands sowie eine „deutsche Leitkultur“ - das sei außerdem besonders wichtig. 80 Prozent der Teilnehmer würden zudem die AfD wählen und 20 Prozent erst gar nicht zur Wahl gehen.

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