Dicker Block und hohe Scheibe

Kulturforum Die Entwürfe des Ideenwettbewerbs für ein "Museum des 20. Jahrhunderts" enttäuschen

Wenn Architekturwettbewerbe keine klare Lösung, ja nicht einmal eine Orientierung hervorbringen, wird es kompliziert. Aktuelles Beispiel dafür ist der „Ideenwettbewerb für das Museum des 20. Jahrhunderts“ am Kulturforum. Denn in welche bauliche Richtung sich der geplante 200 Millionen Euro teure Neubau einmal entwickeln soll, lässt sich nach der Auswahl am Wochenende nicht erkennen.

Für die erste Stufe des internationalen Wettbewerbs hatte die Jury aus 460 Einreichungen 10 Arbeiten prämiert. Diese sind so unterschiedlich, dass der Eindruck entsteht, am Kulturforum gelte „anything goes“: Vom Hochhaus über lange Glaskisten bis hin zum antiken Museumshof scheint alles möglich. Aber etwas, das wirklich zwischen die Architekturikonen von Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie und Scharouns Philharmonie passt? Fehlanzeige.

Der Architekt Arno Lederer, Vorsitzender des Preisgerichts, ließ angesichts der Entwürfe ein Gleiches durchblicken: „Die Einreichungen zeigen, dass es ganz unterschiedliche Konzepte gibt. Die Beiträge verstehen sich als Ideen und nicht als Beispiele, die sich zu einer direkten Realisierung eignen.“

Wie weiter? Ziel dieses „Ideen­wettbewerbs“ sei es gewesen, „Erkenntnisse für den Realisierungswettbewerb zu gewinnen“, erinnerte Monika Grütters, Kulturstaatsministerin und mit der Preußenstiftung Bauherrin des Museums der Moderne. Die zweite Phase werde im Sommer starten, an ihr sollen rund 50 Architekten teilnehmen. Dabei sein können auch die 10 jetzt gekürten Büros, darum blieben diese anonym. Ende 2016 ist mit der Entscheidung zu rechnen.

Leicht wird das nicht. Lederer sprach von einem „enormen Schwierigkeitsgrad“, der erneut auf die Architekten zukomme. Für das Kulturforum mit seinen modernen Bauten sei eine „außergewöhnliche“ Planung nötig.

Was stimmt. Schaut man sich die Entwürfe genauer an, fehlt die zündende Idee für das Kulturgroßprojekt. Dem Entwurf Nr. 1151 fällt nur ein dicker Block neben der Neuen Nationalgalerie ein. Nr. 1300 stellt eine Hochhausscheibe an die Potsdamer Straße und Nr. 1144 platziert eine L-förmige Ausstellungshalle mitten aufs Gelände. Ein schöner Städtebau, eine Verbindung des Neubaus mit den bestehenden Architekturen findet sich – bis auf Entwurf Nr. 1281 mit einer terrassierten „Museumslandschaft“ – nicht.

Da war Grütters’ Fazit nicht falsch: Sie hoffe im zweiten Durchgang auf „fantasievolle Entwürfe, die sowohl städtebaulich wie funktional überzeugen“. Wir hoffen das auch.

Rolf Lautenschläger