Vorwürfe gegen Wachpersonal in Köln: Frauen sagen aus

Bewohnerinnen eines Flüchtlingsheims beschuldigten den Sicherheitsdienst der sexuellen Belästigung. Jetzt sprechen sie auch mit der Polizei.

Sicherheitsdienst, Deggendorf

Sollen schützen, können aber auch bedrohlich wirken: Beschäftigte beim Sicherheitsdienst. Foto: dpa

KÖLN taz | Die Vorwürfe befanden sich zwei Tage im luftleeren Raum. Doch am Freitagnachmittag machten Frauen aus der Flüchtlingsunterkunft in Köln zu den angeblichen sexuellen Übergriffen Aussagen gegenüber der Polizei. „Wir überprüfen derzeit, ob es sich um Zeuginnen handelt oder ob ihr Wissen wieder nur vom Hörensagen stammt“, sagte ein Polizeisprecher der taz. Zum Inhalt der Aussagen konnte er keine Angaben machen.

Die Befragungen wurden in separaten Räumen durchgeführt, „ohne, dass Dritte zuhören oder zusehen können“, sagte der Sprecher. Die Befragungen würden hauptsächlich durch Beamtinnen und Dolmetscherinnen durchgeführt.

Anlass ist der Vorwurf von Frauen aus der Unterkunft, Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes hätten Bewohnerinnen unter anderem im Duschraum sexuell belästigt. Die Vorwürfe hatte die Unterstützergruppe „Dignity for Refugees“ öffentlich gemacht. Die autonome Gruppe hatte den Flüchtlingen beim Aufsetzen eines offenen Briefes geholfen.

Frauen halten Vorwürfe aufrecht

Es sei ihr Ziel gewesen, für die Aussagen der Frauen einen geschützten Raum zu schaffen, sagte ein Sprecher von „Dignity for Refugees“ gegenüber der taz. Ausschlaggebend für den Schritt in die Öffentlichkeit sei ein Hungerstreik gewesen, in den einige Bewohner der Unterkunft vor einer Woche getreten waren.

Im Verlauf des Donnerstags waren erhebliche Zweifel an der Version der Frauen und an den Motiven von „Dignity for Refugees“ aufgekommen. Denn eine erste Befragung von über 50 Bewohnerinnen durch die Polizei hatte keine Hinweise auf Opfer oder Zeugen von sexuellen Übergriffen ergeben. Dennoch hielten drei Frauen bei einem Treffen mit Journalistinnen am Donnerstagabend die Vorwürfe aufrecht. Bei dem Treffen in einem Hinterzimmer eines Kulturzentrums in Köln Mülheim, war gar die Rede von einer versuchten Vergewaltigung an einer 16-Jährigen, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete.

Ombudsmann für Flüchtlinge gefordert

Während des Gesprächs mit den Journalistinnen am Donnerstag hatten die Frauen es weiterhin abgelehnt, mit der Polizei zu reden. „Aus Scham und aus Angst vor Gerede“, wie es in dem Bericht heißt.

Auch die Stadt Köln will Konsequenzen aus den Vorwürfen ziehen. So habe sich Oberbürgermeisterin Henriette Reker dafür ausgesprochen, einen Flüchtlings-Ombudsmann einzusetzen. „Die Stelle soll auch nicht bei der Verwaltung, sondern beim Kölner Flüchtlingsrat liegen“, sagte Stadtsprecher Gregor Timmer. Claus Ulrich Prölß vom Flüchtlingsrat begrüßt diese „überfällige Entscheidung“. Er bezweifelt aber, dass bei der großen Anzahl von Unterkünften und Flüchtlingen eine Stelle ausreicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.