Sammler vergrault: Kein Deal mit den Mäzenen

Der Denkmalschutz ist schuld daran, dass zwei wertvolle Sammlungen nun anderswo zu sehen sind, sagt das Kulturressort. Die Politik wollte sie nicht, sagt die CDU.

Zeigte seine Gerhard-Richter-Bilder nun in Nürnberg: der Sammler Georg Böckmann. Foto: Daniel Karmann/ dpa

BREMEN taz | Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) hat am Dienstag die Entscheidung verteidigt, zwei wichtige Sammlungen zeitgenössischer Kunst nicht nach Bremen zu holen.

Es geht dabei um die weltweit drittgrößte Sammlung mit Gerhard-Richter-Gemälden und Deutschlands zweitgrößte Fluxus-Sammlung. Die Bilder von Gerhard Richter – auf dem Kunstmarkt einer der teuersten noch lebenden Künstler – gehören dem Ehepaar Böckmann. Und die wiederum zählen zu den Gründern der Weserburg, engagieren sich im Stiftungsrat des Sammlermuseums. Sein Geld verdient Anwalt Georg Böckmann als Chef der Berliner Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsfirma Trinavis.

Er wollte die Bilder längerfristig an die Weserburg binden – und im Gegenzug dafür „umfassende Erleichterungen bei der Erbschaftssteuer“. Und keine „dauerhafte Verfügungsbeschränkungen für die Erben“. So jedenfalls berichtete es das Kulturressort nun auf CDU-Nachfrage der Kulturdeputation. Böckmann möchte heute nicht mehr darüber sprechen.

Das Kulturressort habe „nicht auf direkte Bitte der Sammler“ oder in „direkten Verhandlungen mit ihnen Angebote geprüft“, behauptet das Kulturressort. Beim Fluxus-Sammlerehepaar Walter und Maria Schnepel klingt das anders: 2008 habe das Kulturressort ihm suggeriert, man würde seine Fluxus-Sammlung als steuerbefreite Stiftung als Dauerleihgabe an die Weserburg holen, berichtete Walter Schnepel der taz. 2010 sei er vom damaligen Bürgermeister und Kultursenator Jens Böhrnsen (SPD) auf die Zeit nach der Wahl 2011 vertröstet worden. Im Jahr darauf erhielten sowohl die Schnepels als auch Böckmanns eine Absage – auf Nachfrage.

Das Kulturressort sei für die Prüfung steuerlicher Erleichterungen nach dem Erbschaftssteuergesetz gar „nicht zuständig“, behauptet das Ressort nun lapidar. Es sei lediglich an einer „Prüfungsbitte“ des früheren Staatskanzleichefs und Stiftungsratvorsitzenden der Weserburg, Reinhard Hoffmann, „beteiligt“ gewesen. 2009 war das. Hoffmann, so das Ressort, setzte sich damals dafür ein, dass Sammler umfassend von der Erbschaftssteuer befreit werden, wenn sie ihre Kunst öffentlichen Museen zur Verfügung stellen – und temporären Denkmalschutz akzeptieren.

Letzteres findet das Kulturressort „höchst problematisch“: Das widerspreche dem Kerngedanken der Denkmalpflege und sei mit den Prinzipien des Denkmalrechts „nicht vereinbar“, so das Ressort. Also wurde Hoffmanns Vorstoß abgelehnt.

In Bayern war man da großzügiger: Insgesamt erhielt das Neue Museum in Nürnberg von Böckmann 69 Werke, auch Bilder von Gotthard Graubner, A.R. Penck und Isa Genzken. Nur zwei Bilder fehlen – Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sie sich bis 2017 ausgeliehen. Die Richter-Bilder wurden vor zwei Jahren in Nürnberg gezeigt – und erwiesen sich dort als Publikumsmagnet: Mehr als 60.000 Menschen sahen die Ausstellung. Eine vergleichbare Ausstellung in der Weserburg hätte wohl ähnlichen Erfolg gehabt.

Claas Rohmeyer, CDU

„Das war eine politische Entscheidung“

Das Kulturressort versteckt sich hinter dem Denkmalschutz, kritisiert der CDU-Kulturpolitiker Claas Rohmeyer. „Das war eine politische Entscheidung“, so Rohmeyer – eine, die „nicht gut war für Bremen“. Nur einen politischen Grund habe das Ressort bisher nicht genannt. Rohmeyer sieht, mit Blick auf Bayern, durchaus „Ermessensspielräume“. Man müsse verhindern, das solche Sammlungen künftig „an den Bremer Museen vorbeigehen“.

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