Kampagne gestartet: Männer gegen sexualisierte Gewalt

Seit Köln kursieren viele Pauschalurteile über Männer mit Migrationshintergrund. Ein Männer-Netzwerk fordert, genauer hinzuschauen.

„Hauptbahnhof“ steht erleuchtet auf einem Dach. Es ist dunkel.

Ort, der mit den Übergriffen an Silvester verbunden wird: der Kölner Hauptbahnhof. Foto: dpa

BERLIN taz | Nach den Ereignissen in Köln, wo in der Silvesternacht Frauen massenhaft begrapscht und bestohlen worden sind, werden in der Debatte über sexualisierte Gewalt zwei Gruppen gegeneinander ausgespielt: die betroffenen Frauen und migrantische Männer. Die Frauen als Opfer gegen die Männer, die nun unter Generalverdacht gestellt werden, ihren Sexualtrieb nicht unter Kontrolle zu haben. So zumindest sieht es das Forum Männer, ein bundesweites Netzwerk von Männern für Geschlechtergerechtigkeit.

Jetzt startet das Bündnis die Kampagne „Nicht mit mir. Männer gegen sexualisierte Gewalt und Rassismus“. „Sexualisierte Gewalt ist niemals legitim. Sie gehört strafrechtlich verfolgt. Unabhängig davon, wen sie trifft und unabhängig davon, wer sie ausübt“, heißt es in der Pressemitteilung zur Kampagne, die anlässlich des Frauentages am 8. März online gegangen ist.

Die Männer fordern, das Sexualstrafrecht zu verschärfen, Nein sollte auch Nein heißen. Zwar will der zuständige Justizminister Heiko Maas (SPD) ohnehin das Sexualstrafrecht überarbeiten. Die Vorfälle in Köln nannte er einen „Zivilisationsbruch“. Doch wie es jetzt aussieht, wird das „Grapschen“ im reformierten Gesetz wohl nicht vorkommen. Also kein „Nein heißt Nein“.

Das ist ein Zivilisationsbruch. Denn seit 2014 gilt die so genannte Istanbul-Konvention, ein „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“. Die Konvention wurde bislang von 40 Ländern unterzeichnet. Deutschland hat sie noch nicht ratifiziert.

Den Initiatoren der Kampagne „Nicht mit mir“ geht es aber nicht nur um das Verbot sexualisierter und jeglicher Gewalt. Sondern auch um Männlichkeitsbilder, die seit den Kölner Ereignissen reproduziert würden. Es heiße zwar nicht mehr, alle Männer seien Vergewaltiger, wie das in den frühen Achtzigern in der alten Bundesrepublik der Fall war. „Aber solche Töne tauchen vereinzelt wieder auf“, sagt Andreas Goosses, Sprecher des Forum Männer: „Kombiniert mit einem rassistischen Unterton“. Da sei von „Nordafrikanern“ und von „Kriminellen“ die Rede, die die deutschen Frauen belästigten.

Die Autoren des Aufrufs warnen davor, männliche Flüchtlinge vor allem als potenzielle Täter wahrzunehmen und „nicht als Schutzbedürftige, die vor Unterdrückung, Terror, Gewalt und Armut fliehen. Geflüchtete Männer haben ebenso einen Anspruch auf Sicherheit, Privatheit und Zuwendung wie geflüchtete Frauen und Kinder“, schreiben sie. Gleichzeitig betonen sie, „Männlichkeitsbilder, die Gewalt legitimieren, kategorisch“ abzulehnen.

Den Aufruf haben bislang über 150 Männer unterzeichnet, unter ihnen der Sänger Thomas Quasthoff , Sönke Rix, familienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, sowie der grüne Bundestagsabgeordnete Kai Gehring.

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