Schienenkonzern in den Miesen: Verlust und Schulden bei der Bahn

Schlechte Zahlen von der Bahn. Immerhin: Auf Reisende warten Schnäppchenpreise, andere Versprechen wie WLAN im Zug bleiben uneingelöst.

Proteste gegen die Bahn in Berlin

Diese Protestler halten die Bahnchefs sogar für kriminell. Dabei machen sie nur Miese. Foto: dpa

BERLIN taz | Bahnchef Rüdiger Grube hat 2015 fast den halben Vorstand davongejagt. Der Vorstandschef wollte den Konzern auf Touren bringen – mit mäßigem Erfolg: Nach einem Jahrzehnt mit prächtigen Gewinnen endet 2015 mit einem Minus von 1,3 Milliarden Euro. Und der Schuldenberg ist gewachsen – auf 17,5 Milliarden Euro.

Hat Grube zu spät auf die Entwicklungen im Verkehrsmarkt reagiert, wird er auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch in Berlin gefragt. „Ja, hier übernehmen wir die volle Verantwortung“, lautet die Antwort.

„Zukunft Bahn“ heißt das neue Programm. Zu tun gibt es vor allem beim Güterverkehr. 180 Millionen Euro Verlust fuhr der Konzern hier ein. Darüber hinaus steht ein Minus von rund 1,3 Milliarden Euro in der Bilanz, weil Finanzvorstand Richard Lutz den Wert der Sparte heruntersetzen musste. Nun sind bis zu 3.500 Stellen gefährdet. Die Zahl will der Vorstand zwar nicht bestätigen. Doch alle 430 Güterbahnhöfe stehen auf dem Prüfstand. Streit mit den Bahngewerkschaften ist da vorprogrammiert.

Schweigsam ist der Vorstand bei einem zweiten wichtigen Thema. Anteile an der Auslandstochter Arriva und der Spedition Schenker will Grube an die Börse bringen, um ein paar Milliarden Euro frisches Kapital aufzutreiben. Angeblich hat der Bund zugestimmt, dass dieses Kapital im Konzern verbleiben darf - und nicht an die Staatskasse überwiesen werden muss.

Bahnrabatte bleiben

Einen Lichtblick gibt es auch, zumindest aus Sicht der Bahnkunden. Denn die Reise im Zug dürfte auch auf mittlere Sicht weiter mit Schnäppchenpreisen versüßt werden. Mit Tickets für 19 Euro pro Fahrt will die Bahn auch in diesem Jahr den Fernbussen und dem Autoverkehr Paroli bieten. Die Strategie geht anscheinend auf. „Im Januar und Februar hatten wir 10 Prozent mehr Fahrgäste“, sagt der für Transport und Verkehr zuständige Vorstand Berthold Huber. Der Umsatz stieg durch die Rabattaktion zwar nur um 3 Prozent, doch im Fernverkehr mit seinen hohen Fixkosten kommt dies auch fast der Gewinnsteigerung gleich. „Wir werden das natürlich fortführen“, verspricht Huber.

Andere Ankündigungen dagegen bleiben Ankündigungen: Zumindest im laufenden Jahr wird es weder etwas mit dem versprochenen WLAN noch mit dem Wegfall der Reservierungsgebühren in der zweiten Klasse.

Der Verlust soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Für das Jahr 2016 erwartet die Bahn wieder einen vergleichsweise bescheidenen Gewinn von 500 Millionen Euro. Das ist nicht viel bei einem Umsatz von über 40 Milliarden Euro.

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