Enthüllung durch „Panama Papers“: 214.488 Briefkastenfimen

Ein gewaltiges Datenleak enthüllt geheime Offshore-Geschäfte etlicher Politiker und Prominenter. Darunter sind auch Vertraute Putins.

Wladimir Putin

Seine Freunde betreiben Offshore-Geschäfte: Russlands Präsident Wladimir Putin Foto: reuters

BERLIN ap | In internationaler Recherchearbeit haben etliche Medien dubiose Finanzgeschäfte immensen Ausmaßes aufgedeckt. Über Briefkastenfirmen hätten Spitzenpolitiker, Geschäftsleute, Kriminelle, Sportstars und andere Prominente über Jahre Geld versteckt, berichteten die Süddeutsche Zeitung und mehr als 100 andere Medien unter Berufung auf ein riesiges Datenleck bei einer Kanzlei in Panama. Die dortige Regierung versprach volle Kooperation bei Ermittlungen zu dem Skandal.

An die Informationen über die sogenannten Panama Papers gelangte die Süddeutsche vor mehr als einem Jahr über eine anonyme Quelle, die den Journalisten E-Mails, Urkunden und andere Dokumente der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama zuspielte. Der Mitgründer der Firma, Ramon Fonseca, wies jegliche Verantwortung zurück. Seine Firma habe keine Kontrolle darüber, wie Kunden für sie geschaffene Offshore-Firmen nutzten, sagte er dem örtlichen Sender Channel 2.

Die Kanzlei hat der Süddeutschen zufolge ein weltweites Netz von Büros und gilt als einer der größten Anbieter von Offshore-Firmen. Dabei handelt es sich um Briefkastenfirmen mit Sitz in Steueroasen.

Koordiniert wurde die Recherche vom Internationalen Konsortium investigativer Journalisten. Das enthüllte Cache aus 11,5 Millionen Akten habe 214.488 Offshore-Firmen mit Verbindungen zu mehr als 200 Länder und Regionen sowie einem Dutzend früheren und aktiven Staatschefs umfasst, berichtete es. Unter Staaten mit ehemaligen oder aktuellen darin erwähnten Spitzenpolitikern finden sich Russland, die Ukraine, Pakistan, Saudi-Arabien und Argentinien. Die Dokumente beinhalteten E-Mails, Finanztabellen, Reisepässe und Firmenbilanzen, die Machenschaften in einem Zeitraum von 1977 bis Ende 2015 aufdeckten.

Bevorstehende „Informationsattacke“

Die Süddeutsche gab das Volumen der Datenmenge mit 2,6 Terabyte an - also mehr, als auf 600 DVDs passen würde. Schließlich holte das Blatt für die Recherche auch andere Medien mit an Bord.

Das Datenleck „erlaubt einen noch nie da gewesenen Einblick in die Offshore-Welt – und gibt Tag für Tag, Jahrzehnt für Jahrzehnt, einen Blick darauf frei, wie dunkles Geld durch das globale Finanzsystem fließt, Verbrechen blühen und nationalen Finanzministerien ihrer Steuereinnahmen beraubt“, teilte das Journalisten-Konsortium mit.

Der Fall schlug in der Politik bereits hohe Wellen. Erst in der vergangenen Woche warnte Kremlsprecher Dmitri Peskow vor einer bevorstehenden „Informationsattacke“. Bei der Regierung in Moskau seien „auf rüde Weise eine Serie von Fragen“ einer Organisation eingegangen, die Präsident Wladimir Putin zu verleumden versuche, sagte Peskow.

In Argentinien reagierte das Büro von Präsident Mauricio Macri auf einen Bericht der Zeitung La Nación, wonach er und seine Familie Verbindungen zu der Offshore-Firma Fleg Trading mit Sitz auf den Bahamas habe. Sein Büro bestätigte, dass eine im Besitz seiner Familie befindliche Unternehmensgruppe diese Firma gegründet habe. Doch halte Macri selbst keine Anteile an Fleg und habe nie Einkünfte aus der Firma erhalten, hieß es aus seinem Büro.

Das Internationalen Konsortium investigativer Journalisten, kurz ICIJ, berichtete auch von einer Zusammenarbeit zwischen globalen Banken wie HSBC, UBS, Credit Suisse und der Deutschen Bank mit Mossack Fonseca zum Zweck der Gründung von Offshore-Accounts. HSBC-Sprecher Rob Sherman teilte per E-Mail mit, die Vorwürfe seien historisch und reichten zum Teil 20 Jahre zurück. Dies sei zudem vor den erheblichen Reformen gewesen, die die Bank im Laufe der vergangenen Jahre umgesetzt habe.

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