Mobilität in China: Smog fördert Elektroautos

Elektrisch angetriebene Autos stehen in China vor dem Durchbruch. Das liegt auch an der starken Luftverschmutzung.

Eine Frau mit Atemschutzmaske zwischen Passanten in Peking

Dreckige Luft ist Alltag in Peking. Mit E-Autos kann man wenigstens fahren – mit Benzinern nicht Foto: dpa

PEKING taz | Noch vor zwei Jahren konnte sich Xu Jin beim besten Willen nicht vorstellen, sich einmal ans Steuer eines Elektroautos zu setzen. „Technisch wenig ausgereift“ fand er damals das Angebot. Den Ärger mit dem Aufladen wollte er sich ersparen. Und wirklich „sexy“ sahen ihm die Modelle auch nicht aus.

Vor wenigen Monaten hat er sich einen metallicblauen Qin angeschafft, ein rein elektrisch betriebenes Auto des chinesischen Autoherstellers BYD – derzeit einer der größten Verkaufsschlager in Peking. Und Xu gibt sich zufrieden. „Das Ding fährt“, sagt er. Was für ihn beim Kauf eines Elektrofahrzeugs aber vor allem ausschlaggebend war: Er kann damit jeden Tag zur Arbeit fahren. Seinen alten Benziner, ein Sagitar von VW, muss er einmal die Woche stehen lassen. Und wenn in Peking mal wieder besonders dichter Smog herrscht, darf er ihn auch nicht fahren.

Der Durchbruch des Elektroautos bleibt in Europa bislang ein Wunschtraum. In den chinesischen Großstädten ist er bereits Realität. Allein im vergangenen Jahr haben die Hersteller 330.000 aufladbare Fahrzeuge abgesetzt. Das war etwa die Hälfte aller weltweit neu zugelassenen Autos mit Plug-in-Hybrid, die man an der Steckdose aufladen kann.

Dieser Trend hat sich im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt: Der Absatz von Elektroautos ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 170 Prozent gestiegen. In Deutschland gibt es im ersten Quartal zwar auch 80 Prozent mehr Zulassungen. Doch nach wie vor sind gerade einmal wenige Zehntausend reine Batteriefahrzeuge auf den Straßen.

Während sich in Deutschland noch heftig über staatliche Kaufanreize für Elektroautos gestritten wird, ist in China die Subventionierung längst gang und gäbe. Die Zuschüsse von bis zu umgerechnet 10.000 Euro sind Händlern in Peking zufolge aber gar nicht ausschlaggebend. Treiber sei vielmehr die Gesetzeslage.

Elektroautos zum Staatsziel erklärt

Wegen der hohen Luftverschmutzung in den chinesischen Großstädten wird die Vergabe neuer Nummernschilder reglementiert. In Peking etwa erhält nur jeder 140. Antragsteller derzeit eine Zulassung. Für Elektroautos gilt diese strenge Vergabepraxis nicht. Und während an Tagen mit besonders dichtem Smog für Benziner Fahrverbote gelten, sind Elektroautos davon ausgenommen. Doch die chinesische Regierung begünstigt nicht nur die Käufer von Elektroautos. Sie hat die Verbreitung von Elektroautos sogar zum Staatsziel erklärt und fördert und investiert, wo sie nur kann.

Nach Ansicht von Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Car-Instituts an der Universität Duisburg-Essen, hat das einen konkreten Grund: Das Land habe es bislang nicht geschafft, mit seinen heimischen Autobauern auf den Weltmarkt zu drängen. Nun sieht die Führung die Chance, bei Fahrzeugen mit alternativen Antrieben zum Weltmarktführer aufzusteigen. Denn dann, so Dudenhöffer, hätten die chinesischen Hersteller den bislang dominierenden westlichen Autokonzernen endlich etwas entgegenzusetzen.

Auf der derzeit stattfindenden Peking Autoshow, mit 2.000 Ausstellern und rund 800.000 erwarteten Besuchern eine der wichtigsten Automessen der Welt, ist die Elektromobilität daher das zentrale Thema. Zu den größten Herstellern gehören die chinesischen Unternehmen BAIC und BYD. Mit Daimler baut BYD den Elektrowagen Denza. Und auch Tesla drängt es nach China. Mit einer eigenen Produktionsstätte in der Volksrepublik wäre es dem US-Konzern möglich, die Verkaufspreise um ein Drittel zu senken, hatte Tesla-Gründer Musk unlängst erklärt.

Volkswagen importiert zwar den kleinen e-Up, spielt bei der Elektromobilität in China bislang keine große Rolle. Immerhin wollen die gebeutelten Wolfsburger demnächst mit einem elektrobetriebenen Golf an den Start gehen.

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