Bundesligarelegation Nürnberg-Frankfurt: „Das war null Komma null“

In einem grausam zähen Spiel fällt nur ein einziges Tor. Und das reicht der Frankfurter Eintracht, um erstklassig zu bleiben. Nürnberg hingegen bleibt in Liga 2.

ein kniender Spieler mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Rasen, im Hintergrund der Schriftzug „Relegation 2016“

Nie mehr erste Liga Foto: reuters

NÜRNBERG dpa | Mit dem Schlusspfiff endete auch die Party abrupt, die doch so ausgelassen begonnen hatte. Als säßen sie inmitten des Club-Fan-Blocks drüben im benachbarten Grundig Stadion hatten die 1.000 Fans im Biergarten „S'Gärtla“ lange Zeit den Club enthusiastisch mit Schlachtgesängen angefeuert – oft synchron mit denen drüben in der Arena. Später wurden die Gesichter beim Blick auf die Großleinwand zunehmend nachdenklicher. Am Ende herrschte bei den Fans auf den Bierbänken unter den mächtigen Eichenkronen nur noch blankes Entsetzen.

Eintracht Frankfurt hat das Relegations-Duell mit dem 1. FC Nürnberg für sich entschieden und bleibt in der Fußball-Bundesliga. Der Tabellen-16. der abgelaufenen Saison gewann am Montagabend beim Zweitliga-Dritten 1. FC Nürnberg mit 1:0 (0:0). Der Schweizer Nationalspieler Haris Seferovic erzielte vor 50.000 Zuschauern in der 66. Minute den einzigen Treffer der Partie.

Mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung haben am Anhänger des 1. FC Nürnberg am Montagabend auf die verpasste Aufstiegschance ihres „Clubs“ in die Erste Bundesliga reagiert. Viele Fans – ob im Stadion oder bei den verschiedenen Public-Viewings in der Stadt – umarmten sich nach der Relegations-Niederlage ihres Teams weinend, sprachen sich gegenseitig Trost zu oder strebten einfach still zur nächsten-S- oder U-Bahn-Station – fort vom Ort der Niederlage.

Etliche machten aber auch aus ihrem Ärger über die „Null-Leistung“ ihres Teams keinen Hehl. Zu ihnen gehörte auch die 73 Jahre alte Rentnerin Sieglinde, die sich als jahrzehntelanger Clubfan bis heute kein Spiel des 1. FC Nürnberg entgehen lässt: „Die haben für mich heute zu wenig getan. Die haben nicht gekämpft und waren auch technisch im Eimer“, schimpft sie bei der kurzen S-Bahnfahrt vom Stadion zum Nürnberger Hauptbahnhof. „Also für mich war das heute eine Enttäuschung.“

Liebe kennt keine Liga

Nicht gut zu sprechen auf den Club ist auch ein Endzwanziger. Lauthals macht er an einem Stehtisch im „Gärtla“ seinem Ärger offen Luft: „Ich war schon am Donnerstag in Frankfurt. Das war schon null Leistung. Das war fürn Arsch, das war nur Glück. Und das heute war null Komma null. Ich kann nicht auf Null zu Null spielen. Da ist doch klar, dass ich von Frankfurt eine drauf krieg. Mit der Leistung wären wir in der Ersten Liga eh abgestiegen“, polterte er.

Etwas versöhnlicher gab sich hingegen Thomas Klinger aus Röthenbach an der Pegnitz. Klar sei er „deprimiert“, nachdem der erhoffte Clubaufstieg – es wäre der achte in der Vereinsgeschichte gewesen – nicht geklappt habe. „Mit bissel Glück hätten wir es vielleicht geschafft. Aber okay, so ist es halt. Wir kommen nächstes Jahr wieder“, ist er überzeugt. Nun dem 1. FC Nürnberg den Rücken zu kehren, fiele Klinger aber im Traum nicht ein. „Liebe kennt keine Liga“, sagte der 48-Jährige, der seit dem 8. Lebensjahr Anhänger des Nürnberger Clubs ist.

Die Sorgen der Polizei, die beiden verfeindeten Ultras-Fangruppen von Nürnberger Club und Eintracht Frankfurt, könnten sich vor oder nach dem Spiel die Auseinandersetzung suchen, bestätigte sich zunächst nicht. Dafür sorgte die Polizei mit ihrem Konzept der strikten Fan-Trennung. Teils schon auf der Autobahn fingen die Sicherheitskräfte viele der rund 5.000 Gästefans ab und lotsten sie auf getrennte Fan-Parkplätze. Auch auf dem Weg ins Stadion sorgte Polizeibegleitung dafür, dass es nicht zu Fan-Scharmützeln kam. „Unser Konzept ist aufgegangen“, freute sich ein Polizeisprecher.

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