DFL vergibt TV-Rechte: 4,6 Milliarden für die Bundesliga

Die Deutsche Fußball-Liga hat die TV-Rechte ab 2017 vergeben. Fast alle Livespiele bleiben bei Sky. Ein Konkurrent ist nicht in Sicht.

Ein Kameramann filmt das Bundesliga-Logo

Was das schon wieder kostet? Foto: dpa

BERLIN taz | Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), wollte den letzten Tag vor der Europameisterschaft nutzen, um noch einmal die ganz große Bühne für sich zu haben. Dann ab Freitag, wenn in Frankreich der Ball rollt, würde sich zumindest einen Monat lang niemand mehr für Seiferts Bundesliga interessieren. Also sollte die Vergabe der TV- und Radio-Rechtepakete noch an diesem Donnerstag bekannt gegeben werden.

Die große Bühne in Frankfurt hat Seifert bekommen. Nur – die großen Überraschungen hatte er nicht im Gepäck. Um genauer zu sein: Er hatte nur zweieinhalb dabei.

Erstens: Amazon wird die Bundesliga im Internetradio übertragen (aber keine Bewegtbilder, wie vorher gemunkelt worden war). Zweitens: Eurosport wird die Freitagsspiele der 1. Liga sowie fünf Sonntags- und fünf Montagsspiele und die Relegation zur 1. Bundesliga live und exklusiv im Pay-TV zeigen. Zweieinhalbtens: Die Zusammenfassungen der Spiele im Internet wurden von der Perform Group (Spox.com) erworben.

Alle anderen Liverechte gingen an Sky. Auch die „Sportschau“ (ARD) und das „Aktuelle Sportstudio“ (ZDF) bleiben erhalten.

Sky, der Quasi-Monopolist

Fast alles beim Alten also? Zumindest auf der Ausspielungsseite. Auf der Einspielungsseite hat sich hingegen einiges geändert: 4,64 Milliarden Euro werden die Bundesligaklubs in den Jahren 2017 bis 2021 einnehmen. Ein Plus von 85 Prozent gegenüber dem letzten Vierjahresvertrag, der von 2013 bis zum Ende der kommenden Saison 2016/17 läuft und nur 2,51 Milliarden Euro schwer ist. „Wir sind zufrieden“, sagte Seifert nüchtern.

1,159 Milliarden Euro werden Sky, Eurosport, ARD, ZDF, Sport1, Amazon und die Perform Group also ab 2017 jährlich zahlen. Inklusive Auslands-TV-Rechte könnte die DFL laut Seifert „am Ende dieses Vertragszeitraums deutlich über 1,5 Milliarden Euro“ pro Saison verdienen.

FC-Bayern-Chef Rummenigge

„Das ist ein über­ragendes Ergebnis“

Was die DFL mit diesem Abschluss allerdings nicht geschafft hat, ist, einen Konkurrenten zu Sky aufzubauen. Der ganz große Gegenspieler wurde nicht gefunden. Dabei war alles dafür getan worden: 17 Pakete hatte die DFL gemeinsam mit dem Bundeskartellamt geschnürt, dazu eine „No Single Buyer Rule“ eingeführt, die verhindern sollte, dass ein Pay-TV-Anbieter alle Livespiele kaufte. Nur: Es führte zu nicht allzu viel. Sky – mit seinen 4,5 Millionen Abonnenten der Quasi-Monopolist auf dem Pay-TV-Markt in Deutschland – zeigt weiter so gut wie alles bei sich.

Wir haben die Macht!

Dabei war genau das zuvor als Problem ausgemacht worden, warum die Bundesliga so viel weniger Fernsehgeld einnimmt als die englische Premier League. Die wird ab diesem Sommer pro Jahr 2,3 Milliarden Euro einnehmen. Mehr als doppelt so viel wie die Bundesliga nach ihrem neuen Abschluss ab 2017 bekommt.

Warum? Weil sich in England BSkyB und British Telecom eine Bieterschlacht geliefert hatten. „Wir stehen vor einer großen Problematik in Deutschland: Der Pay-TV-Markt wird de facto von einem Monopol beherrscht“, hatte deshalb Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, schon vor einem Jahr in der Süddeutschen Zeitung gewarnt: „Meine Sorge ist: Wenn es uns allen nicht gelingt, dieses Monopol aufzulösen, werden wir uns weiterhin unter Wert verkaufen.“

Da schwang mit: Es ist unsere Aufgabe, dieses Monopol zu brechen. Wir haben die Macht!

Sky sieht kein Problem

Die 36 Klubs der DFL haben sich nun aber gegen die Nutzung dieser Macht, für den alten Partner Sky und wohl auch schlicht für die Kohle entschieden. Selbst Rummenigge zeigte sich zufrieden: „Das ist ein ausgezeichnetes, ich würde schon sagen überragendes Ergebnis.“

Trotz dieses überragenden Ergebnisses wird Sky allerdings gegen die Regeln der Ausschreibung, wie sie das Bundeskartellamt durchgesetzt hatte, vorgehen. Vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf hat der Sender Beschwerde eingelegt. Vor allem die „No Single Buyer Rule“ ist dem Unterföhringer Unternehmen zuwider. „Solange nur ein Inhaber der Live-Rechte am Markt ist, birgt dies die Gefahr, dass der Innovationswettbewerb – insbesondere der von internetbasierten Angeboten – beschränkt wird“, hatte Bundeskartellamtschef Andreas Mundt die Regel begründet. Sky sieht diese Gefahren nicht. Das Alleinerwerbsverbot sei „kartellrechtlich nicht notwendig und zudem in seiner konkreten Ausgestaltung rechtswidrig“, teilte ein Sprecher mit.

Die Regel musste diesmal übrigens nicht angewandt werden – Eurosport überträgt ja auch ein bisschen was.

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