Verzögerungen bei Stuttgart 21: Umschwenken ohne Verluste

Der Bahnhofbau wird immer teurer. Die Gegner legen ein Alternativkonzept vor. Es soll sofort funktionieren und sogar zwei Milliarden Euro sparen.

Bauarbeiter im Cannstatter Tunnel des Bahnprojekts Stuttgart 21 Foto: dpa

STUTTGART taz | „Ein Umstieg ist möglich“, verkündet das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 und legt am Montag ein Gegenkonzept zu dem Milliardenprojekt der Deutschen Bahn AG vor. Der Zeitpunkt ist günstig, denn der Bau verzögert sich und wird immer teurer. Selbst Bahnaufsichtsräte sprechen plötzlich von Ausstieg.

Das Konzept der Bahnhofsgegner soll eine Blaupause dafür liefern, wie der Tiefbahnhof ohne finanzielle Verluste gestoppt und in ein „vernünftiges Verkehrskonzept“ umgewandelt werden kann. Erarbeitet hat es ein Team aus Verkehrsplanern, Ingenieuren und Architekten.

Gleise und Bahnhofsgebäude sollen danach über der Erde belassen und erhalten werden. Teile des abgerissenen Flügels sollen in moderner Anmutung wieder aufgebaut werden. Ein ebenerdiger Busbahnhof unterhalb der erhöht liegenden Gleise soll das Ganze ergänzen. Teile des Schlossgartens könnten wiederhergestellt und das bereits ausgehobene Gelände darunter für ein Amphitheater genutzt werden.

Auch dem Argument der ­S-21-Befürworter, dass durch den unterirdischen Bahnhof Wohnraum geschaffen werden könne, setzt das Konzept etwas entgegen: Durch den Abbau alter Gleisanlagen würden 300.000 Quadratmeter Baugelände frei, so der Expertenkreis. Das sogenannte B-Gelände wollen die S-21-Gegner mit Rücksicht auf das Stadtklima jedoch nicht bebauen.

Wichtige Termine

Das Aktionsbündnis wolle beweisen, dass die bisherigen Arbeiten „noch keine unumkehrbare Fakten geschaffen haben“, sagten die Sprecher der taz. Das Team habe es geschafft, alle bereits geleisteten Baumaßnahmen in das Ausstiegsmodell zu integrieren, getätigte Investitionen seien also nicht vergebens. Der Umstieg sei sofort möglich und soll nach vorsichtigen Rechnungen gut zwei Milliarden Euro billiger sein als S 21. Die Bahn gibt dafür immer noch Kosten von maximal 6,526 Milliarden Euro an.

Der Alternativvorschlag erscheint in einer Woche, in der zwei wichtige Termine zur Zukunft des Bahnhofs anstehen: Am Mittwoch findet die Aufsichtsratssitzung der Bahn statt, bei der sich der für S 21 zuständige Bahn-Vorstand Volker Kefer kritische Fragen gefallen lassen muss. „Die Wahrscheinlichkeit, dass der gesamte Finanzrahmen nicht eingehalten werden kann, ist sehr groß“, zitieren die Stuttgarter Nachrichten einen Bahnaufsichtsrat. Der Bund und das Land Baden-Württemberg haben klargemacht, dass sie im Fall höherer Kosten nicht bereit sind, weiteres Geld in den Bahnhofsumbau zu investieren.

Auch Platz für neuen Wohnraum würde frei

Zugleich greift das Bündnis die Finanzierung des Projekts auch vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig an. Am Dienstag wird verhandelt, ob sich Stadt und das Land weiter an der Finanzierung des Bahnhofsumbaus beteiligen dürfen. Sollten die Gegner Erfolg haben, müsste die Bahn das Projekt künftig alleine finanzieren.

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