Gründer von Cap Anamur: Rupert Neudeck ist tot

Ein Journalist wurde zum Lebensretter. Rupert Neudeck überzeugte durch seinen unermüdlichen Einsatz für Notleidende. Er wurde 77 Jahre alt.

Porträfoto von Rupert Neudeck

Beharrlich und unbeirrbar: Neudeck bei der Verleihung des Erich-Fromm-Preises 2016 Foto: dpa

BERLIN epd | Rupert Neudeck ist tot. Der Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur starb am Dienstagmorgen überraschend nach einer Herzoperation in einer Klinik, wie die Organisation Grünhelme in Berlin mitteilte, die ebenfalls von Neudeck gegründet wurde. Neudeck wurde Mitte Mai 77 Jahre alt. Politiker und Weggefährten würdigten seinen Einsatz für Flüchtlinge, Hungernde und Opfer von Kriegen.

Der hagere Mann mit weißem Haar und Bart war häufiger Gast in Talkshows und forderte Menschlichkeit ein. Der in Danzig geborene katholische Theologe, Publizist und Philosoph galt als moralisches Gewissen. Er hatte 1979 zusammen mit Mitstreitern ein Schiff zur Rettung von Bootsflüchtlingen aus Vietnam ins Südchinesische Meer geschickt. Daraus entstand die Organisation Cap Anamur, die in mehreren Jahren insgesamt 11.000 Schiffbrüchige rettete.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) würdigte den humanitären Einsatz des Publizisten. „Rupert Neudeck hat vielleicht das Größte geleistet, was ein Mensch überhaupt tun kann: Menschenleben retten“, twitterte er. Der Grünen-Abgeordnete Omid Nouripour würdigte den Verstorbenen als beharrlich und unbeirrbar: „Neudeck hat die Welt verbessert.“

Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter lobte seinen Einsatz für Flüchtlinge: „Mit Rupert Neudeck verlieren wir einen der wichtigsten Vorkämpfer für die Rechte von geflüchteten Menschen in Deutschland und der ganzen Welt.“ Die Gesellschaft für bedrohte Völker beklagte den Verlust Neudecks als wichtiger Ratgeber und Beiratsmitglied: „Wir werden seinen Rat und sein mitreißendes Engagement für Notleidende sehr vermissen!“ Das katholische Bistum Mainz erklärte auf Facebook: „Danke für das christliche Lebenszeugnis für geflüchtete Menschen!“

Ein radikal-humanitärer Helfer

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, bezeichnete seinen „Freund und Wegbegleiter“ Neudeck auf Twitter als „radikal-humanitären Helfer“. Mazyek war Mitgründer der Hilfsorganisation Grünhelme. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) lobte Neudecks mutiges Engagement für Flüchtlinge, das ihn zu einem starkes Vorbild habe werden lassen.

2003 hatte Neudeck die Organisation Grünhelme gegründet, die junge Muslime und Christen für gemeinsame Aufbauprojekte in Afghanistan oder anderen armen Ländern gewinnen will. Sein Credo war stets, mit wenig Verwaltungsaufwand auszukommen. Viel Arbeit erledigte er in seinem Wohnzimmer in Troisdorf bei Köln.

Neudeck war ein vielgefragter und streitbarer Interviewpartner zu humanitären Fragen. Für sein Engagement wurden er und seine Frau Christel mehrfach ausgezeichnet, zuletzt im April in Stuttgart mit dem Erich-Fromm-Preis.

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