Krieg in Syrien und Irak: Die Anti-IS-Koalition plant ihren Sieg

Die Verbündeten beschließen verstärkte Maßnahmen gegen die Dschihadistenmiliz. Die syrische Opposition fordert einen Stopp der Luftangriffe gegen den IS.

Männer rennen durch von Luftangriffen zerstörte Straßen in Syrien

Wem hilft das? Im syrischen Idlib fallen die Bomben Foto: reuters

ANDREWS AIR FORCE BASE/BEIRUT afp/rtr | Mit rund 40 Außen- und Verteidigungsministern aus verbündeten Staaten haben die USA die künftige Strategie gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) abgestimmt. Die US-geführte Militärkoalition kündigte nach ihren Beratungen nahe Washington eine verstärkte Kraftanstrengung an, um den IS nachhaltig außer Gefecht zu setzen. Auf einer gleichzeitig tagenden Geberkonferenz stellten die Länder rund zwei Milliarden Euro für zivile Hilfe in Aussicht.

Derweil hat die syrische Opposition nach Berichten über Dutzende getötete Zivilisten eine Aussetzung der US-geführten Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) gefordert. Derartige Vorfälle trieben den Terroristen neue Anhänger in die Arme, erklärte der Präsident der Syrischen National-Koalition, Anas al-Abdah, in einem am späten Mittwochabend verbreiteten Brief an die Staaten der Anti-IS-Koalition. Die Berichte müssten zunächst untersucht werden.

Auch die vom Westen unterstützte Freie Syrische Armee, die gegen die Islamisten und die Regierung in Damaskus kämpft, verurteilte „schockierende Massaker“ an Zivilisten. Die syrische Regierung warf den USA und Frankreich vor, ihre Bomben auf Zivilisten statt auf Terrorbanden abzuwerfen. Den Berichten der Syrischen Beobachtungsgruppe für Menschenrechte zufolge wurden bei zwei Luftangriffen in und nahe der belagerten Stadt Manbidsch Anfang der Woche mindestens 77 Zivilisten getötet. Darunter sollen sich mindestens elf Kinder befinden.

Die USA sehen den IS derzeit im Irak in der militärischen Defensive und wollen ihn weiter in die Enge treiben. Beim Treffen der Verteidigungsminister der Anti-IS-Koalition auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews sei eine Strategie verabredet worden, „die dem IS jene dauerhafte Niederlage zufügen soll, die er verdient“, sagte US-Ressortchef Ashton Carter.

IS-Hochburgen angreifen

Kern des geplanten Vorstoßes sei es, den IS aus dessen Hochburgen im irakischen Mossul und im syrischen Rakka zu vertreiben, sagte Carter. Details nannte er nicht. Der Minister bezeichnete den IS als „Haupttumor“, der anderswo immer wieder Metastasen bilde. Die internationale Koalition wolle die Miliz zurückdrängen und isolieren.

Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon kündigte die Verdoppelung der Militärausbilder seines Lands für den Irak auf 500 an. Die USA wollen ihre Truppen in dem Land um rund 560 auf dann 4600 Soldaten aufstocken.

Der Chef des zuständigen US-Zentralkommandos sprach auf der Konferenz von einem „sehr schwierigen Kampf“. Die internationale Allianz bemühe sich in ihrem Vorgehen, „alles zu tun, um Zivilisten vor Schaden zu bewahren“, versicherte General Joe Votel.

Frankreichs Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte zu AFP, den Militäreinsätzen gegen den IS komme große Bedeutung auch für die Sicherheit in Europa zu. Der IS sei eine „Terroristenarmee, die sich ein Territorium geschaffen hat“, sagte Le Drian. „Von diesem Territorium hat er beide Terrorattacken angeordnet, die Frankreich Leid zugefügt haben“, sagte der Minister mit Bezug auf die Anschläge von Paris und Nizza.

Starke Gebietsverluste des IS

Die USA führen den militärischen Kampf gegen den IS mit mehreren Verbündeten. Nach Angaben aus Washington verlor die Miliz seit 2014 rund die Hälfte ihres Herrschaftsgebiets im Irak und 20 bis 30 Prozent ihres Gebiets in Syrien. Binnen zwei Jahren hat die Allianz demnach rund 14.000 Luftangriffe geflogen.

„Der Kampf gegen den IS ist offenkundig noch nicht vorbei, auch wenn wir Fortschritte sehen“, sagte US-Außenminister John Kerry. Allerdings habe sich die militärische Dynamik im Irak eindeutig zu Ungunsten der Dschihadisten verändert.

Kerry äußerte sich bei einem Gebertreffen von Außenministern in Washington, bei dem Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Ko-Gastgeber auftrat. Mit der Zusage von rund 1,8 Milliarden Dollar wollen die Teilnehmerländer Zivilisten in jenen Gebieten des Irak unterstützen, die vom IS befreit wurden.

Steinmeier kündigte eine deutsche Stabilisierungshilfe in Höhe von 160 Millionen Euro an. Für humanitäre Hilfsmaßnahmen und Stabilisierung im Irak leiste Deutschland mehr als jedes andere Land, erklärte das Auswärtige Amt. In diesem Jahr summierten sich diese Hilfen auf rund eine Milliarde Euro.

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