Netzaktivist Jacob Appelbaum: Tor bestätigt Missbrauchsvorwürfe

Nach internen Untersuchungen bestätigt das Tor-Projekt die Anschuldigungen gegen Appelbaum, wird aber nicht konkreter. Intern gibt es Konsequenzen.

Der Netzaktivist Jacob Appelbaum hält einen Vortrag

Da war er noch ein Star: Jacob Appelbaum 2013 beim Chaos Communication Congress Foto: dpa

Die internen Ermittlungen des Anonymisierungsprojekts Tor haben ergeben, dass die Übergriffsvorwürfe gegen den Hacker Jacob Appelbaum zutreffen. Das schreibt Tor-Chefin Shari Steele in einem Statement auf dem Blog des Projekts am Mittwoch. Bis zu seinem Rücktritt Ende Mai war Appelbaum Sprecher des Projekts und gefeierter Netzaktivist. Von strafrechtlichen Konsequenzen oder Ermittlungen ist nicht die Rede.

Das Tor-Projekt hat eine private Ermittlerin beauftragt, um die Vorwürfe zu untersuchen. Steele schreibt, dass zahlreiche Leute – innerhalb und außerhalb des Tor-Netzwerks – berichtet hätten, Appelbaum habe sie gedemütigt, eingeschüchtert, gemobbt und verängstigt. Darüber hinaus seien einige von unerwünschtem, sexuell aggressiven Verhalten betroffen gewesen. Zwei weitere Personen seien wegen Fehlverhaltens aus dem Projekt ausgeschlossen worden.

Die Vorwürfe gegen Appelbaum waren zunächst innerhalb des Tor-Projekts, dann über soziale Medien und eine anonyme Website geäußert worden. Auf der Seite berichten mutmaßliche Opfer, wie Appelbaum sie sexuell und anderweitig genötigt habe. Dies hatte im Juni eine heftige Debatte über sexuelle Gewalt und den Umgang mit den Vorwürfen in der Hacker-Community ausgelöst, die sich kritisch mit staatlicher Überwachung auseinandersetzt und Behörden gegenüber misstrauisch ist.

Seit seinem Rücktritt hat Appelbaum lediglich eine Stellungnahme via Twitter veröffentlicht. Dort bezeichnet er die Anschuldigungen als Schmutzkampagne und erklärt, dass die Vorwürfe eines strafrechtlich relevanten sexuellen Fehlverhaltens vollkommen falsch seien. Die New York Times berichtet, dass sich Appelbaum wegen mangelhafter Verschlüsselung nicht an der Untersuchung beteiligt habe. Auch auf mehrfache Nachfrage hin sei er nicht zu einer Stellungnahme bereit gewesen.

Steele zufolge wurden im Tor-Projekt zahlreiche organisatorische und personelle Veränderungen angestoßen. Unter anderem wurden Beschwerdeverfahren eingerichtet und die komplette Führungsriege wurde ausgetauscht.

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