Angriff auf Berliner Correctiv-Büro: Wer ist hier die Propaganda?

Zwei Männer dringen in die Redaktion des Recherchenetzwerks ein und filmen. Es geht um einen Artikel über den Flug MH17.

Wrackteile des Flugzeugs MH17

Wer für den Absturz von MH17 verantwortlich ist, darüber gibt es einen Deutungskampf Foto: reuters

BERLIN taz | Am Dienstag sind im Berliner Büro des Recherchenetzwerks Correctiv zwei Männer eingedrungen und haben dort ohne Erlaubnis gefilmt. Das schrieb die Redaktion am Mittwoch auf ihrer Facebookseite. Nach Angaben von Correctiv handelt es sich bei den beiden um den britischen Blogger Graham W. Phillips und um Billy Six, ehemaliger Nahost-Reporter der rechtsextremen Zeitung Junge Freiheit. Beide Männer seien geflohen, als man die Polizei gerufen habe.

Phillips bestätigte am selben Tag per Twitter, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein. Er habe die „Goebbels-artige Propaganda-Agentur“ besucht und um ein Interview gebeten, sei aber hinausgeworfen worden. Von dem Vorfall ist auch ein Video veröffentlicht worden.

Die beiden Männer waren offenbar auf der Suche nach dem Correctiv-Reporter und ehemaligen taz-Zentralasienkorrespondenten Marcus Bensmann, der zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht vor Ort war. Bensmann hatte im letzten Jahr zusammen mit einem Kollegen die Ergebnisse seiner Recherchen zum Absturz des Malaysia-Airlines-Flug MH17 im Juli 2014 veröffentlicht. Die Journalisten kommen darin zu dem Schluss, dass das Flugzeug von russischen Offizieren abgeschossen worden sei.

Bensmann sagte am Mittwoch der taz, Graham W. Phillips habe ihn nach dem Vorfall angerufen und als „Nazi-Intellektueller“ beschimpft. „Phillips ist von einer anderen Erklärung überzeugt, nämlich, dass MH17 von einem ukrainischen Militärflugzeug abgeschossen worden sei.“ Phillips hat in der Vergangenheit unter anderem als Reporter für den Nachrichtensender „Russia Today“ gearbeitet, der als stark von der russischen Regierung beeinflusst gilt.

Correctiv hat gegen die beiden Männer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und unerlaubten Filmens erstattet. Marcus Bensmann sagte der taz gegenüber, er sei bereit, sich mit anderen Ansichten auseinanderzusetzen, „aber hier ist der Kommunikationsraum eindeutig verlassen worden.“

In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass Graham W. Phillips unter anderem als Reporter für den Nachrichtensender „Russia Today“ arbeitet.

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