KUNST

KunstBeate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Endlich September. Das Project Space Festival, das uns grandios über den August gerettet hat, ist vorbei. Langsam erwacht auch der Rest der Berliner Kunstwelt aus seinem Sommerschlummer. Ein paar Galerien haben ihre Eröffnung bereits in diese Woche gelegt. Isabella Bortolozzi etwa zeigt ab heute Arbeiten des belgischen Künstlerduos Jos de Gruyter & Harald Thys, Peres Projects ab Freitag performative Kunst von Donna Huanca. Ebenfalls am Freitagabend wird im Haus am Kleistpark zum 14. Mal der Kunstpreis verliehen und die Nominiertenausstellung eröffnet. Im Finale stehen unter anderen Klaus Jörres,Ariane Pauls,Gabriela Torres Ruiz und Johannes Vogl (Isabella Bortolozzi, Eröffnung: 1. 9., 18 Uhr, Schöneberger Ufer 61; Peres Projects, Eröffnung: 2. 9., 18 Uhr, Karl-Marx-Allee 82; Kunstpreis Haus am Kleistpark, Eröffnung und Preisverleihung: 2. 9., 19 Uhr, Grunewaldstr. 6–7).

Und das ist erst der Anfang. Bis es Mitte des Monats mit der Art Week rundgeht, gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren – oder sich einen klugen Kopf anzusehen. Zum Beispiel den von Bjørn Melhus.Rund 90 Porträtfotos des Videokünstlers umfasst die Ausstellung „Headshots“ bei Patrick Ebensperger.Melhus als Gouvernante, Melhus als Eule, Melhus als Dorothy, Melhus als Priester und so weiter und so weiter. Jeder der Charaktere stammt aus einem der Filme Melhus’, in denen der Künstler mit den Mitteln der Groteske die Themen unserer Zeit aufs Korn nimmt und stets selbst Rollen übernimmt (bis 10. 9., Plantagenstr. 30, Di.–Sa. 12–18 Uhr).

Kopflos scheinen hingegen die Körperskulpturen auf den Fotografien von Lin Wei zu sein. Die australische Künstlerin zeigt weibliche Akte in absurden Posen mit in sich verknoteten Gliedern vor monochromem Hintergrund. Brust, Bauch, Geschlecht und Gesicht sind stets verborgen, Wei tilgt individuelle Merkmale, reduziert die glatten, schönen Körper zur Modelliermasse für ihre surrealistisch anmutenden Skulpturen. Auch die anderen drei Künstlerinnen, deren Foto- und Videoarbeiten in der Gruppenausstellung „Spatial Awareness“ bei Jarvis Dooney zu sehen sind, arbeiten sich mit vollem Körpereinsatz an Konzepten von Schönheit, Weiblichkeit und Verhaltenscodes ab. Clare Rae erkundet slapstickartig den (halb) öffentlichen Raum der National Gallery of Victoria. Mira Loews fotografiert sich selbst nackt hinterm Kleiderständer, mit Topfpflanze vor dem Gesicht oder auf dem Holzstuhl „fliegend“. Nina Ross’ Video verknüpft intime Momente ihrer Schwanger- und Mutterschaft mit (pseudo)wissenschaftlichen Theorien über Spracherwerb und Menschwerdung (bis 24. 9., Linienstr. 116, Mi.–Sa. 12–18 Uhr).