Hafencity: Senat mietet Überseequartier

Weil die neuen Büros in der Hafencity nicht genug nachgefragt werden, müssen sich dort jetzt Behörden einmieten. Den vielen Platz werden sie kaum füllen können.

Hafencity: Der Senat muss dort im großen Stil selbst Büros mieten. Bild: dpa

Für die Finanz- und Wirtschaftskrise haftet der Senat jetzt auch bei der Hafencity. Weil die Nachfrage nach den neuen Büros im Überseequartier zu wünschen übrig lässt, muss er jetzt im großen Stil selbst Büros dort mieten - wobei zum Teil noch unklar ist, ob er sie füllen kann. Für andere Gebäude will er eine Mietgarantie in Höhe von 45 Millionen Euro übernehmen. Einer entsprechenden Anpassung des Vertrags mit dem Investorenkonsortium muss die Bürgerschaft bis Ende Juni zustimmen.

Das Überseequartier wurde als Herz der Hafencity geplant. Es liegt auf dem Weg vom künftigen Kreuzfahrterminal in die City. Hier sollen tausende Menschen einkaufen, arbeiten und ausgehen.

2005 verkaufte der Senat 80.000 Quadratmeter Grund an ein deutsch-niederländisches Konsortium. Dabei wurden Qualitätskriterien für die Bauten, Fristen, der Bau eines Science-Centers und des Kreuzfahrterminals vereinbart. Senat und Bürgerschaft räumten dem Konsortium ein, die Stadt im Krisenfall als Mieterin für bis zu 50.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche in Anspruch zu nehmen. "Das war ein schlechter Vertrag", sagt Joachim Bischoff, Bürgerschaftsabgeordneter der Linken.

Denn das scheinbar so geringe und unbeachtete Risiko, das die Stadt damit übernahm, ist eingetreten. Für 15.000 der 50.000 Quadratmeter übernimmt der Senat die Garantie. Die übrigen 35.000 Quadratmeter muss er zur Not selbst mieten, hat dafür aber keine rechte Verwendung. Laut Stadtentwicklungsbehörde (BSU) ist aber noch unklar, ob das Konsortium die ganzen 50.000 Quadratmeter an die Stadt vermieten wird.

Die BSU, die selbst als große Mieterin vorgesehen war, wurde als Ankermieterin für die Internationale Bauausstellung in Wilhelmsburg gebraucht. Und statt des Bezirksamtes Mitte sollen jetzt die Wirtschaftsbehörde und die Marketing-Unternehmen der Stadt mit einem wesentlich geringeren Flächenbedarf ins Überseequartier ziehen. Es droht Leerstand - bei höherer Miete als vorher.

Bischoff ärgert sich, dass der Senat seit einem Jahr verhandele und trotzdem den Umzug der BSU nach Wilhelmsburg beschlossen hat. Angesichts fehlender billiger Mietwohnungen müsse das Überseequartier zum Teil umgeplant werden. Stattdessen würden "öffentliche Gelder dafür genommen, dass der Büroflächenausbau weitergeht". Laut BSU macht der benachbarte Kreuzfahrterminal einen Wohnungsbau im Südteil des Überseequartiers unmöglich.

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