Nächste Runde in der Kita-Krise

Kita-Platzmangel Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) will noch in diesem Jahr 900 neue Kitaplätze schaffen. Die Linke sagt jedoch, es sei mehr als das Doppelte notwendig, um den Bedarf zu decken

Viele der geplanten Einrichtungen liegen in benachteiligten Quartieren

Kinder- und Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) will noch in diesem Jahr 900 Kitaplätze durch Sofortmaßnahmen wie etwa Container bei bereits bestehenden Einrichtungen schaffen. Ihr Konzept gegen die Krise stellte die Senatorin am Montag gemeinsame mit dem Bündnis für Integration, Bildung und Betreuung vor.

Für die langfristige Versorgung wird der 2014 vom Senat geplante Bau von 32 Kitas bis 2020 auf 55 aufgestockt. Grundlage sind neue Berechnungen des Statistischen Landesamtes. Zehn dieser Einrichtungen werden von Immobilien Bremen gebaut, die übrigen 13 unter privater und freier Trägerschaft.

Handlungsbedarf sieht Bogedan auch in der sozialpädagogischen Ausbildung der ErzieherInnen: „Wir müssen reguläre Ausbildungskapazitäten ausbauen. Das greift aber erst in zwei bis drei Jahren“, sagte Sie.

Um schon jetzt weitere Kräfte zur Verfügung zu haben, müssten insbesondere berufsbegleitende Ausbildungsgänge gefördert werden. „Für 900 neue Plätze braucht man etwa 200 neue Erzieher“, rechnete Carsten Schlepper von der evangelischen Kirche Bremen, die sehr viele Einrichtungen unterhält und zum Bündnis gehört.

Zur Kostenfrage hielt Bogedan sich jedoch bedeckt. „Wir haben das Budget, das wir brauchen werden“, sagt sie. Und weiter: „Heute kann ich noch keine Summe nennen.“

Der Opposition reicht das allerdings noch lange nicht. Sofia Leonidakis, die Sprecherin für Kinderpolitik in der Bürgerschaftsfraktion der Linken, begrüßt zwar die Anpassung der Ausbauziele und die Steigerung von Ausbildungskapazitäten und berufsbegleitenden Plätzen. Allerdings befürchte sie, dass die kurzfristigen Maßnahmen gesenkte Standards zur Folge haben werden: „Die Container sind nach meinem bisherigen Kenntnisstand nur sehr rudimentär ausgestattet.“ Angesichts der erwarteten Nutzungsdauer von zwei oder drei Jahren sei das nicht richtig. Da zudem viele der neuen Einrichtungen in benachteiligten Quartieren gebaut werden, sieht Leonidakis hier noch einmal besondere Anforderungen an Ausstattung und Personal.

Die Oppositionspolitikerin hält auch die 900 Plätze in diesem Jahr für erheblich zu wenig. Weder Hortkinder noch jene, die bereits auf Wartelisten stehen, seien in den Berechnungen des Ressorts berücksichtigt. Der tatsächliche Bedarf liege bei 1.858 Plätzen.

„Wenn wir mehr schaffen könnten, würden wir uns freuen“, sagt Annette Kemp, Sprecherin des Kinderressorts. Sie räumt ein, dass tatsächlich nur jene Kinder mit Rechtsanspruch auf Betreuung berücksichtigt worden seien. Und der pausiert, wenn jemand bereits auf der Warteliste einer „Wunschkita“ steht. Der Rechtsweg scheint allerdings bisher doch eher ein theoretischer zu sein: Nur ein bis zwei Prozent der Eltern, die trotz Anspruch leer ausgegangen sind, haben geklagt. Sebastian Krüger