Katholische Kirche ehrt Ordensfrau: Mutter Teresa ist „heilig“

Für viele war sie schon zu Lebzeiten eine Heilige, nun ist sie es offiziell: Papst Franziskus hat Mutter Teresa heiliggesprochen. Doch der Schritt ist nicht unumstritten.

Papst Franziskus küsst eine weiße Fläche

Heiligender Kuss: Papst Franziskus am Altar während der Heiligsprechung Mutter Teresas Foto: ap

ROM dpa | Knapp 20 Jahre nach ihrem Tod hat Papst Franziskus die albanische Ordensfrau und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa heiliggesprochen. Vor Hunderttausenden Pilgern auf dem Petersplatz in Rom verlas er am Sonntag in einer feierlichen Zeremonie die entsprechende Formel. Die als „Engel der Armen“ berühmt gewordene Nonne darf damit in der katholischen Kirche weltweit als Heilige verehrt werden. Die Messe auf dem Petersplatz ist eines der größten Ereignisse in der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus.

Für Franziskus dürfte die Heiligsprechung als ein Höhepunkt des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit auch ein starkes Zeichen sein. Der Argentinier wünscht sich eine „arme Kirche für die Armen“, wie auch Mutter Teresa steht er für Nächstenliebe und Barmherzigkeit.

Die 1910 als Tochter albanischer Katholiken geborene Agnes Gonxha Bojaxhiu war durch ihren Einsatz für die Armen weltbekannt geworden. Mit ihrem Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“ kümmerte sie sich im indischen Kolkata um Bedürftige. Vielen galt sie daher schon zu Lebzeiten als Heilige, in Indien, wo sie auch als „Heilige der Gosse“ verehrt wird, ist ihre Beliebtheit immer noch ungebrochen.

Dennoch sehen viele ihre Heiligsprechung auch kritisch. Mutter Teresa wird vorgeworfen, nur die Symptome der Armut statt die Ursachen bekämpft zu haben, auch ihre Einstellung zu Abtreibung und Verhütung gefiel Kritikern nicht. Zudem tauchten nach ihrem Tod Briefe auf, aus denen hervorgeht, dass Mutter Teresa oft an Gott zweifelte. Eine Dokumentation prangerte Missstände in Mutter Teresas Heimen an.

Das Interesse an der Heiligsprechung in Rom war dennoch enorm. Neben Hunderttausenden Menschen vor Ort wurde das Ereignis im Fernsehen in mehr als 100 Länder übertragen. Zahlreiche internationale Delegationen, darunter auch aus Indien, waren auf dem Petersplatz dabei. Tausende Sicherheitskräfte waren im Einsatz, über dem Vatikan war am Sonntagvormittag eine Flugverbotszone eingerichtet worden.

Die Heiligsprechung nur etwa 19 Jahre nach ihrem Tod ist eine der schnellsten in der Geschichte der katholische Kirche. Nur sechs Jahre nach ihrem Tod war Mutter Teresa 2003 bereits von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden. Im vergangenen Jahr erkannte Papst Franziskus dann das für die Heiligsprechung nötige zweite Wunder an und machte den Weg frei. Dass ihr erstes Wunder, die Heilung einer Frau in Indien von Krebs, umstritten ist, hielt den Prozess nicht auf.

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