LESERINNENBRIEFE
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Da lachen ja die Hühner

■ betr.: „Bauern müssen mit ihren Hennen reden“, taz vom 4. 12. 12

„Bauern müssen mit ihren Hennen reden“, das soll es bringen? Da lachen ja die Hühner! Auch Herden von 3.000 Hühnern sind Massentierhaltung mit entsprechendem Stress. Ein Huhn kann etwa 50 Artgenossen unterscheiden und fühlt sich – genau wie wir – nur in überschaubaren Gruppen zu Hause.

Ich habe mit meinem Bioland-Eierlieferanten geredet und seine beiden Herden gesehen. Die ältere Gruppe hatte übel zerhackte, rote, entzündete Hälse, Rücken und Hinterteile. Der Halter holt täglich drei tote Tiere aus dem Stall. Es ginge auch anders: kleine Ställe mit zum Beispiel 200 Tieren und vor allem mit älteren Rassen, die weniger Eier legen und auch weniger aggressiv sind als die Hybridrassen. Aber davon kann der Halter nicht leben, so sagte er mir. Wenn ich Gelegenheit hätte, selbst ein paar Hühner zu halten, sei das in jedem Fall besser. KARIN ROHR, Niederndodeleben

Es gibt ja Alternativen

■ betr.: „Bauern müssen mit ihren Hennen reden“, taz vom 4. 12. 12

Es gibt ja die Alternativen der streng arbeitenden Bioverbände. Das Problem ist wirklich immer wieder das gleiche: der Versuch, die bestehenden Preise zu unterbieten mit beruhigendem Biolabel. Damit werden Verbraucher permanent auf die Fährte geführt, auch Bio billig haben zu können. Ein Irrglaube und schlecht für die Betriebe, die es gut machen. Wer ordentliche Produkte haben will, muss auch ordentlich bezahlen. Ihr Beitrag trägt dazu bei, zu verstehen, worum es geht! ALMA KLEIN, Kassel

Das geht auf keine Kuhhaut

■ betr.: „Da lachen ja die Hühner“, „Osnabrücker Kühe sind spitze“, taz vom 4. 12. 12

Zwei Artikel zu Nutztieren, aber trotzdem nicht 1 + 1 zusammengezählt. Schade eigentlich, denn so berechtigt der öffentliche Druck auf die Biobranche in Sachen Tierhaltung sein mag, so befremdlich ist die lapidare Wiedergabe der dpa-Meldung zur Spitzenmilchleistung der Osnabrücker Kühe in derselben Ausgabe. 10.000 Liter Milch pro Jahr heißen Kraftfutter (mit allen Nachteilen für Mensch und Umwelt), Medikamente, Bewegungsmangel, drastisch verkürzte Lebenszeit, kurz: lebende Milchmaschinen. „10.000 Liter? Das geht auf keine Kuhhaut“ wäre ein adäquater Titel gewesen.

JOACHIM GENSER, Freiburg

Gekonnt gezauselt

■ betr.: „Der rechte Kandidat“, taz vom 8. 12. 12

Gekonnt zauselt Stefan Reinecke die SPD und Peer Steinbrück mit der Liste der Vorurteile über den Kanzlerkandidaten: geldgierig, unsensibel, Obermacho und allein deshalb für die SPD ungeeignet. In einer bemerkenswerten Volte werden allerdings auch Steinmeier und Gabriel als falsche Wahl bezeichnet. Dass Steinbrück wohl doch der Mensch ist, der Merkel gefährlich werden kann, dämmert Reinecke erst nach vielen Zeilen Text. Dass die SPD und ihre Mitglieder darauf schon eher gekommen sind als die taz, sollte man ihnen nicht vorwerfen. Bilanziert wird im September 2013.

ERDMANN LINDE, Bochum

Welche Mitte ist gemeint?

■ betr.: „Der rechte Kandidat“, taz vom 8. 12. 12

Stefan Reinecke macht leider denselben Fehler wie die SPD (und im Übrigen auch die Grünen): den Begriff der „Mitte“ verwenden, ohne ihn vorher zu klären.

Welche Mitte ist gemeint: Die Mitte „unserer“ Parlamentarier? Dann ist Merkel tatsächlich in der Mitte. Und dort wollen auch alle hin, die an die Macht wollen, denn aus diesem Parlament heraus wird ja schließlich die/der Regierungschef_in gewählt. Oder die Mitte der Bürger dieses Landes, die seit Jahren mehrheitlich „links“ wählen, sofern wir die SPD noch zu den Linken rechnen wollen?

Zu dieser Absicht des Volkes mithilfe von Wahlen linke Politik (Besteuerung der Reichen, Regulierung der Banken, dezentrale Energiewende …) umzusetzen, passt leider überhaupt nicht die Kandidatenwahl der SPD (und der Grünen). Insofern ist das Richtige an diesem Artikel die Überschrift: Der rechte Kandidat.

Wenn alle in die konturlose „weichgespülte“ Mitte streben, ist umso mehr Platz an den Rändern. Das kann mir als links denkendem und handelndem Menschen nur recht sein, findet aber offenbar auch am rechten Rand seinen Niederschlag. STEPHAN JUST, Kusel

Alles im Griff?

■ betr.: „Tage der Wahrheit für Stuttgart 21“, taz vom 8. 12. 12

Schon im Jahr 2008 hat der Bundesrechnungshof mit über fünf Milliarden für Stuttgart 21 gerechnet. Auch der ehemalige Projektleiter Hany Azer hat 2011 bekannt gegeben, dass er mit mehr als einer Milliarde zusätzlichen Kosten rechnet. Wenigsten ihn hätte die Bahn ja ernst nehmen können. Stattdessen hat sie weiterhin arrogant und vollmundig behauptet, sie habe alles im Griff. Jetzt sieht es so aus, als ob die „Lügenpack“-Rufe auf Kundgebungen und Demonstrationen gegen Stuttgart 21 doch mehr Wahrheitsgehalt haben, als Kefer, Grube, Dietrich und der CDU lieb sein kann – auch wenn’s nicht so gut bürgerlich klingt. MANUELA KUNKEL, Stuttgart