Tierseuchenexperte über Vogelgrippe: „Tote Wildvögel melden“

Die Vogelgrippe ist zurück in Deutschland. Wie gefährlich die Seuche ist, erklärt Deutschlands oberster Tierseuchenexperte, Thomas Mettenleiter.

Flamingos stehen im Hamburger Tierpark Hagenbeck an einem Teich

Auch in Gefahr: Flamingos im Hamburger Tierpark müssen ins geschlossene Winterquartier Foto: dpa

Herr Mettenleiter, ist die Vogelgrippe wieder zurück in Deutschland?

Thomas Mettenleiter: Wir sehen derzeit ein Vogelgrippegeschehen bei Wildvögeln in Deutschland im Norden entlang der Ostseeküste, aber auch im Süden am Bodensee. Dort haben auch Schweiz und Österreich Vogelgrippefälle gemeldet. Die Niederlande, Polen, Ungarn und Kroatien haben ebenfalls Infektionen mit dem hochpathogenen Vogelgrippevirus H5N8 festgestellt. Ein kleiner Putenbestand in Schleswig-Holstein ist ebenfalls betroffen.

Immer wieder gab es in den letzten Jahren Fälle von Vogelgrippe, nicht nur in Asien auch in Europa, warum erreicht das Virus jetzt wieder Deutschland?

Der jetzt wieder aufgetretene Erreger vom Typ H5N8 wurde schon 2014 und 2015 in Europa nachgewiesen. Jetzt hat er sich möglicherweise etwas verändert, das untersuchen wir gerade. Da sich Influenzaviren aber ständig verändern, wäre das nicht unerwartet.

Was ist dieses Mal anders als bei der letzten großen Vogelgrippe-Welle in Deutschland vor zehn Jahren?

2006 hat das Virus vom Typ H5N1 zu einer Epidemie bei Wildvögeln geführt, jetzt ist es H5N8, also ein anderer Erreger. Beides sind Viren des hochpathogenen Typs, also stark krankmachend für Nutzgeflügel.

Wie groß ist die Gefahr für Menschen sich mit dem Virus anzustecken?

Thomas Mettenleiter ist Biologe und seit 1996 Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

Bisher sind uns keine Infektionen des Menschen mit H5N8 bekannt. Im Gegensatz zu H5N1 ist H5N8 noch nie beim Menschen nachgewiesen worden.

Was raten Sie Bürgerinnen und Bürgern, kann man noch in den Zoo gehen oder Enten füttern?

Derzeit ist es wichtig, Funde von toten Wildvögeln, vor allem Wasservögel wie Enten oder Gänse an die örtliche Veterinärbehörde zu melden. Dann kennen die Behörden die Fundorte genau und können die notwendigen Untersuchungen einleiten. Enten füttern ist nach wie vor möglich.

Einige Umweltschützer sehen die eigentliche Quelle für die Grippe nicht bei den Wildvögeln, sondern bei der kommerziellen Geflügelhaltung, was sagen Sie dazu?

Das nahezu gleichzeitige Auftreten von H5N8 zunächst ausschließlich bei Wildvögeln in Kroatien, Polen, Ungarn, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden deutet klar auf ein primäres Seuchengeschehen im Wildvogelbereich in Europa hin, nicht im Nutzgeflügelbestand. Dies ähnelt der Situation von vor zehn Jahren mit der Wildvogelepidemie durch H5N1.

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