Stuckrad-Barre über sich und das Leben: „Der Tag hängt in der Mitte durch“

Benjamin von Stuckrad-Barre weiß, was große Leidenschaften sind. Er hatte einige: Koks, Alkohol, Frauen. Ein Gespräch über das Sein.

Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre raucht während einer Lesung

„Ein Aschenbecher mit weißen Filtern, an denen Lippenstift klebt – das sieht nach gelungenem Leben aus“: Benjamin von Stuckrad-Barre Foto: dpa

Stuckrad-Barre, Stucki, Stuckiman. Kommt mit Schal und Mütze in die Raucherlounge des Hotel Atlantik in Hamburg, in dem er gerade wieder wohnt. Hohe Spiegel an der Wand, Pralinen-Etagere auf dem Tisch. Er bestellt Tee, unter anderem, und nimmt auf einem roten Ledersessel Platz, über den er irgendwann die Beine hängt. Im Frühjahr ist „Panikherz“ erschienen, sein Roman über seine Krisen und Süchte, über Koks, Bulimie und Udo Lindenberg. Momentan ist er damit auf Lesereise, zum wiederholten Mal. Was hat Stucki, der ewig Öffentliche, noch nicht erzählt? Wir nennen ihm Dinge und Menschen, von denen wir meinen, dass er sie zum Überleben braucht. Und er: redet und raucht.

taz.am wochenende: Mentholzigaretten, Herr von Stuckrad-Barre. Können Sie ohne die?

Benjamin von Stuckrad-Barre: Mir gefällt der weiße Filter bei denen. Der gelbe sieht stressig aus. Aschenbecher mit gelben Kippenstummeln erinnern an die Abschreckbilder auf den Schachteln. Hingegen ein Aschenbecher mit weißen Filtern, an denen Lippenstift klebt – das sieht nach gelungenem Leben aus.

Und E-Zigaretten?

Haben was von Krebsstation. Reine Suchtverwaltung, da kann man das Nikotin auch gleich spritzen. Achtzig Prozent des Spaßes fehlen: das Archaische, Feuermachen, sich gegen den Wind stellen.

Zweites Überlebensmittel: „Your Song“ von Elton John.

Unbedingt. Der ideale Karaokesong, weil er praktisch auf einem Ton funktioniert. Karaoke ist ja ein Intelligenztest. Wenn da Leute sagen, „ich trau mich nicht“, ist es vorbei. Ist wie nicht tanzen. Traurig.

Er singt die ersten Zeilen, textsicher, tief. „It’s a little bit funny.“

Dritter Punkt: Rio Reiser.

Große Liebe. Eine der aufregendsten deutschen Stimmen. Ich muss weinen, wenn ich ihn höre: „Zauberland ist abgebrannt“. Da haut es mich weg.

Viertens, Zimmermädchen.

Der Reset-Button fürs Zimmer – und fürs Leben.

Fünftens, die Schweiz, Ihr Zufluchtsort nach Berlin – wo es eine Menge Clubs und Kokain gab.

Früher: Der 1975 Geborene, der mit 18 erste Texte veröffentlichte, gilt als Popliterat. Bekannt wird er aber als Enfant terrible: kaum 30 und schon zerrüttet von Alkohol- und Drogensucht.

Heute: Seit 2006 lebt Stuckrad-Barre, der auch Journalist und Talkshow-Moderator ist, abstinent. Zuletzt erschien „Nüchtern am Weltnichtrauchertag“ (Kiepenheuer & Witsch).

Von beidem gab es auch in Zürich genug. Ich kannte die Schweiz zuvor nur von Reisen. Dort anzukommen war immer sehr wohltuend, als ob man auf Pause drückt. Alles wurde teurer, sanfter, milchiger. Zürich ist eine tolle Stadt, nur war ich leider wahnsinnig drogenabhängig und hatte das Nachtleben dort unterschätzt.

Fahren Sie noch nach Zürich?

Ich traue mich kaum, weil ich das Gefühl habe, die halbe Stadt kriegt noch Geld von mir.

Sechstens: Markus Lanz.

Ein Leben ohne Markus Lanz ist für mich denkbar, aber sinnlos – um mal eine ausgeleierte popkulturelle Referenz zu bemühen. Lanz ist großartig. Ich gehe gern in seine Show, weil er immer irrsinnig gut vorbereitet, null hinterhältig, freundlich und lustig ist. Da kommen Nobelpreisträger, Höhlenkletterer und Marianne und Michael, alle unterhalten sich und er orchestriert das gut.

Siebtens, muss: Udo Lindenberg.

Klar.

Achtens: Frauen.

Für mich wichtiger als Männer.

Warum?

Sie sind gut fürs Niveau.

Punkt neun: Applaus.

Gebe ich gerne – und freue mich, wenn ich welchen bekomme.

Zehn, Welt am Sonntag.

Mein Zeitungszuhause, für die schreibe ich, und die sind nett zu mir. Ich mag nicht mit jedem über Texte reden, brauche lange zum Schreiben, und ist ein Text fertig, mache ich ein Riesentheater um jedes Komma. Ich bin ein Detailextremist, überprüfe alles, jede Zwischenüberschrift.

Elf: die Bild-Zeitung.

Ist meine Basisvorsorgung, also Bild und Süddeutsche. Hängen morgens am Hotelzimmer.

Wofür brauchen Sie länger?

Für die Bild. Da geht der Fun erst los, wenn man wirklich jedes Wort liest.

Punkt zwölf: Koffer. Sie sagen, Sie können nicht wohnen.

Koffer, schlimm. Sie gehen nie zu. Ich wäre gern Typ Handgepäck – eins meiner großen Ziele. Udo zum Beispiel reist mit nichts. Alles Entscheidende steckt in seinen Jackentaschen. Und dann läuft er pfeifend an Deppen wie mir vorbei, die am Sperrgepäckschalter stehen.

Dreizehn: die Alster.

6,9 oder 7,4 Kilometer? Einmal drumherumjoggen ist zu kurz, also zweimal, das sind 80 Minuten.

Nach 80 Minuten Joggen sind Sie zufrieden?

Zufrieden bin ich dann auch nicht. Aber weniger zappelig. Ich gehe morgens direkt an den Schreibtisch, noch halb träumend. Nach drei, vier Stunden tut mir und auch dem Text Sport gut. Man kommt dann nebenbei auf Denkabkürzungen, gerade weil man die Konzentration weg vom Text richten muss auf den Weg, achtgeben muss, dass man nicht auf Baumwurzeln tritt – oder auf Hunde. Beim Laufen kommen die freifliegenden Gedanken, ich höre Musik und singe.

Was hören Sie?

Zufallsgenerator. Ich habe einen alten iPod zum Laufen, da ist auch ein Hörbuch drauf, das dieser iPod als Musik missversteht, Sebastian Haffner, „Anmerkungen zu Hitler“. Ulkiger Effekt, wenn das direkt nach den Beastie Boys kommt.

Punkt vierzehn: Kopfhörer.

Am liebsten richtig prollige, die „Beats“ von Dr. Dre. Wo der IQ automatisch zweistellig wird, Modell „Schweini steigt aus dem Mannschaftsbus“. Immer auf Zufallswiedergabe, alles durcheinander, und mit diesen Prollmuscheln klingt alles tiefergelegt, schön bassig, wie im Clubkeller. Im idealen Kleinstadt-Clubkeller läuft ja immer „No Diggity“: Man latscht die Metallstufen runter, hört es schon durch die Tür, „I like the way you work it“ – und weiß, ja, jetzt wird’s geil. Gleich gibt’s den Stempel auf die Hand und los.

Fünfzehn: der Geruch von Jil Sander „Sun“.

Ist für mich der Sommer 2002, Klinik in Prien. Ich finde Parfüm hilfreich, um mich zu erinnern. Als ich „Panikherz“ geschrieben habe, bin ich immer wieder in Parfümläden gegangen und hab mir frühere Jahre aufs Handgelenk gesprüht.

Welches haben Sie jetzt?

Eine schwarze Flasche, weiß nicht, welche Marke. Ich bin mit dem Fahrrad zu Saks 5th Avenue in Beverly Hills und wollte mir eins kaufen von Dior oder so. Die Verkäuferin sagte, ja, haben wir, aber ist natürlich sehr gewöhnlich. Und damit hatte sie mich, super Trick. Sie meinte, sie hätte was Exklusives, das hätte keiner, und hat mir diese schwarze Flasche angedreht. Gibt’s allerdings überall, hab ich später gemerkt. Trotzdem gut.

Er steht auf und zieht sein Shirt ein Stück tiefer, lässt an seinem Hals riechen.

Ist das nicht auch im Duty Free erhältlich?

Nee. Zwischen Schnaps und Toblerone, das ist ja wirklich ein Schafott. Man geht ins Duty Free, das nebenbei einen Flughafen betreibt. Eine eklige Welt, wo man durch solche Einkaufshöllen geschleust wird.

Sind Sie knapp am Flughafen?

Nein, panisch überfrüh, ich checke beinahe am Abend vorher ein, wie verrentete Mallorca-Urlauber. Gern stehe ich ewig vor der ratternden Abflugtafel – eigentlich mein Lieblingsgemälde – und träume mich fort. Das ist wie die Ziehung der Lottokugeln: Gleich wird sich mein Leben ändern. Warum nicht Madrid? Einfach woanders hin und alles neu. Die Amateure hetzen vorbei, haben nur ihren kleinen Plan, schon bei der kleinsten Änderung führen sie ein lächerliches Stummfilmtheater auf: „Gibt’s doch gar nicht, schon wieder ein anderes Gate!“ Organisier du doch mal 400 Flüge, Dummkopf.

Machen wir weiter mit dem Gegenteil: den Dingen und Menschen, auf die Sie verzichten könnten. Nummer eins: Helene Fischer.

Ja, ein Leben ohne Helene Fischer ist möglich.

Nummer zwei, die Frage: „Wie geht’s dir?“

Bisschen straffer Einstieg für ein Interview.

Und die Frage: „Warum haben Sie mit 40 bereits ihr Leben aufgeschrieben“?

Das habe ich schon mit 23 gemacht. Ist mein Beruf.

Berlin-Charlottenburg.

Erstwohnsitz sagt man dazu.

Könnten Sie drauf verzichten?

Global gesehen?

Nein, Sie.

Ich finde Städte- und erst recht Stadtteildiskussionen irre ermüdend. „Der Wedding kommt“, „der Westen ist tot“, „Neukölln geht noch bis nächsten Sommer“ – Quatsch. Man wohnt halt irgendwo. In Charlottenburg ist der Kindergarten meines Sohnes, deshalb. Ich hab es da jetzt ganz gern, ziehe aber alle paar Jahre um. In Berlin ist man sowieso immer zu spät: 1999 habe ich erstmals da gewohnt – schon x-fach zu spät.

Ist das in Hamburg anders?

In Hamburg sind alle schon tot. Hamburg hat ein Nachtleben-Problem und keine Caféhauskultur. Hier wollen Leute sich immer zu Hause treffen. Das finde ich unangenehm. Ich habe hier kurz versucht zu studieren, hatte meine erste Wohnung. Ein einziges Mal habe ich mir Mirácoli gemacht, mit dieser Parmesan-Tüte, die nach Kotze riecht. Da wusste ich: Ich muss sofort Geld verdienen, ich will immer ins Restaurant. Und das war’s mit dem Studium. Elend fängt an, wenn man zu Hause kocht. Zuhause fehlt die Beiläufigkeit.

Punkt fünf: Sie können auf Leute verzichten, die sagen: „Ich bin ein Suchtmensch.“

Das sagen Leute bei egalen Sachen, soll verwegen klingen. „Die Praline, ich kann nicht anders! Ich bin ein Suchtmensch.“ Depp, iss die Schokolade und halt die Klappe.

Wie ist es mit Leuten, die sagen, „Ich bin ja jemand, der . . .“?

Für mich immer das Signal, sofort zu gehen.

Sie gehen gerne – gerne früh.

Ich schreibe früh am Morgen, das bedingt frühes Ins-Bett-Gehen. Freue mich aber immer, wenn es mal gelingt, länger zu bleiben. Die Nacht ist schon das Beste. Der Tag hängt in der Mitte ein bisschen durch. Von 11 bis 18 Uhr hat der ein Längenproblem.

Und abends, schlafen Sie schnell ein?

Nein. Derzeit helfe ich mit Hörbüchern über Frank Sinatra nach. Zwei mal 36 Stunden. Da weiß man nie, wo man eingeschlafen ist. Und es ist auch alles egal – wann Sinatra mit wem zerstritten war, wann das Haarteil kam, wann Las Vegas.

Siebtens: Koks.

Ohne Kokain geht gut, denn mit wäre ich bald tot. Bei Zigaretten vielleicht auch, aber das dauert länger. Ich freue mich aber für Leute, die diese Raketen starten können nachts, trinken und anderes, ich finde Rausch immer richtig. Ab durch die Decke und anderntags komplett zerlatscht, das ist ein grandioses Gefühl, das vermisse ich.

Achtens, alkoholfreies Bier.

Viel Spaß. Alkoholfreies Bier ist komplett sinnlos. Gucken Sie, da der Mann, der trinkt gerade sein drittes richtiges Bier, kurz nach 12. So geht’s: Freitagmittag sagen, let’s call it a day.

Punkt neun, die taz.

Große Verbundenheit, weil ich dort losschreiben durfte, als 19-jähriger Praktikant. Mir war gleich alles irre vertraut da, war wie zu Hause, bisschen ramschig, alle per Du, roch nach Jute und Altpapier. Man hat kein Geld gekriegt, egal, Text war nicht so gut, macht nix, morgen wieder. Ich durfte über all das schreiben, was keiner bearbeiten wollte, eine Azteken-Ausstellung, warum nicht, Joe-Cocker-Konzert, von mir aus.

Lesen Sie sie noch?

Manchmal. Momentan muss ich viel schreiben. Wenn ich schreibe, kann ich keine Zeitung lesen, das vergiftet die Sprache.

Leben können Sie gut ohne – zehntens: Homestorys.

Bedingt ein Home, und das habe ich so nicht. Bei Homestorys denke ich sofort an Roland Koch auf Socken mit Blockflöte. Der letzte Hausbesuch, den ich gemacht habe, war bei Jürgen Fliege.

Dem Pfarrer?

Ja.

Wegen des Skandals mit dem heiligen Wasser, das er verkauft hat?

Ja, irgendwie so Superwasser und dann Krebs weg oder so. Jedenfalls hatte ich ihn um ein Interview gebeten, und er sagte, kommen Sie zu mir nach Hause, Sie können auch bei mir im Keller schlafen.

Was?

Ja, bei jedem anderen hätte ich gesagt: auf keinen Fall. Aber für die Geschichte war das natürlich super. Fliege sagte, der Kardinal habe schon bei ihm im Keller geschlafen. Und dann war ich da nachts im Keller, und mir ist Flieges Gästefernseher umgekippt. War unangenehm, der ging dann nicht mehr. Und beim Interview hat er einmal „Scheißkirche“ oder „Scheißgott“ oder so gesagt, und nachdem mein Fliege-Text in der Zeitung stand, meldeten sich so Kirchenverwaltungsdeppen und wollten, dass ich gegen ihn aussage, weil sie ihm wegen dieser despektierlichen Äußerung sein Altersruhegeld aberkennen wollten. Da habe ich gesagt, die sollen mich mit ihrem Vereinsunsinn in Ruhe lassen.

Punkt elf: soziale Medien.

Von den Leuten, die mir wichtig sind, höre ich auch ohne die. Außerdem bin ich psychisch zu labil für derartigen Daueraustausch, ich würde das auch als Kunstform zu ernst nehmen.

Wie ist es mit Kommentaren unter Onlinetexten?

Dieses Digitaltourette macht mich immer sofort irre traurig. Diese komplett manischen upsis69, grauenhaft. Ich finde geschlossene Seiten toll, ohne Kommentarfunktion und wo nichts blinkt, das ist sonst wie Reeperbahn, hier noch reinkotzen, bitte.

Zwölf: Kai Pflaume.

Bitte?

Sie haben gesagt, der sieht noch nach zwei Stunden Show frisch gepudert aus. Sie dagegen hätten in Ihrer Late-Night-Show immer geschwitzt.

Mir fallen noch ein, zwei andere Sachen ein, die Kai Pflaume und mich unterscheiden. Ich bin aber mit seinem Werk auch nicht so vertraut. Der war Banker, dann DDR und dann Moderator, oder so? Den sieht man manchmal um die Alster joggen.

Schwitzt er da?

Natürlich nicht.

Punkt dreizehn: das Fischrestaurant Gosch.

Ich kann keine Shrimps mehr essen, seit ich da gejobbt habe.

Wieso nicht?

Ich wollte so Billig-Wallraff machen, drei Tage bei Gosch arbeiten. Auf Sylt, wo besonders unangenehme Menschen stehen mit ihren Cordkragen-Jacken und bunten Hosen. Die aus der Servierperspektive auszukundschaften, fand ich interessant für mein Buch „Deutsches Theater“. Die Hinterbühne der Bunthosenwelt. Morgens musste ich Shrimps aus dem Kühllager holen und in eine Wanne schmeißen. In den Shrimps war wahnsinnig viel Transportwasser oder so, das musste raus. Da kam eine Plastikplane über die Shrimps und man musste mit Schuhen drauf rumtreten. Bald wusste man nicht mehr, wie herum war eben noch die Plane? Egal. Ging alles auf den Grill und für 400 Euro oder so auf den Teller.

Vierzehn: Möbel.

Ach, Möbel. Völlig egal. Ich bin meist in Hotels und nehme es, wie es ist. Das einzige Möbelstück, das ich bewusst besitze, ist von Helmut Dietl: ein Eames Chair, mein Helmut-Stuhl. Weißes Leder, so richtig München.

Und Bücherregale?

Stimmt, die sind wichtig. Sind aber überfüllt.

Sortieren Sie Ihre Bücher?

Natürlich. Meine Lieblingsrubrik ist: Nazis, die okay waren.

Wer steht da drin?

Ernst Jünger, Gottfried Benn, Knut Hamsun. Da kommt schon was zusammen.

Welche Kategorien gibt es noch?

Es gibt viele, das sind so Familien: Enzensberger gehört für mich mit Alexander Kluge und Kempowski zusammen. Oder Bukowski und Fauser. Hemingways einzig erträgliches Buch, „Paris – ein Fest fürs Leben“, natürlich neben Fitzgerald, dessen Nachbar dann Capote ist. Und nebeneinander die beiden großen Kettenraucher der Gegenwartsliteratur: Schirach und Houellebecq. Diese – meine Helden – stehen weit oben.

Was steht ganz unten?

Meine eigenen Bücher.

Und was ist: für immer?

Ein Kind, das ist für immer.

Hatten Sie Angst, kein guter Vater zu sein für Ihren Sohn?

Ja. Und vieles kann ich auch nicht gut.

Was können Sie nicht?

Ich bin mehr der Typ für die großen Linien. Werte des Westens und Beatles beibringen und so. Im Tagesgeschäft bin ich ein Ausfall. Aber wenn ich dann mit meinem Sohn Zeit verbringe, und er mir was erzählt über ein Müllauto, bin ich ganz da, dann ist alles andere egal – ob ich mich schlecht fühle, unproduktiv, dumm, zu dick, all meine Neurosen, alles furchtbar interessant, aber nicht jetzt. Es ist eine körperliche Liebe, die ich vorher nur als Klischee-Kitsch kannte. Ich würde für diesen Jungen jederzeit sterben.

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