LeserInnenbriefe
:

taz.die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin

briefe@taz.de | www.taz.de/zeitung

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Intelligenter Spaß

betr.: „Sitz, Para, sitz“, „Marmageddon wegen Brexit“,taz Wahrheit vom 5.12. 16

Meine Frau und ich lesen zwei Tages- und zwei Wochenzeitungen. Zu Leserbriefen haben sie mich bisher sehr selten angeregt, denn vieles ist belanglos und für die jeweilige Machart der Zeitung voraussehbar. Anders bei der taz: Vom infantilen, rabulistischen, fäkalen Schwachsinn (Adrian Schulz: Fick doch deinen Nachttopf, 30.11.2016) abgestoßen, muss man sich als alter Mann besänftigen, um nicht mit Abo-Kündigung zu drohen.

Zur Belohnung darf man dann heute am 5. 12. (Die Montagsausgabe hat es meistens sehr positiv in sich) die „Habilitations­schrift“ in Mikrobiologie von Helmut Höge „Sitz,Para,sitz“ genießen und bekommt einen Ralf Sotscheck vom Feinsten dazu serviert. Natürlich liebe ich die taz auch wegen der Differenziertheit bei politischen und ökonomischen Themen, doch intelligenten Spaß braucht man in dieser verrückten Zeit eben auch zum Überleben. HANS-JOACHIM BUSCHBECK, Annaberg-Buchholz

Stimmen im Kopf

betr.: „Über uns. Mit uns“, taz vom 2. 12. 16

Hallo, mit großem Interesse habe ich die taz von und für Behinderte/n gelesen. Mit einer Einschränkung: Meine (seelische) Behinderung kommt fast nicht vor. Mir ist meine Behinderung nicht anzusehen. Die Stimmen in meinem Kopf bemerkt niemand außer mir. Ich habe gelernt, mich nach außen hin unauffällig zu verhalten. Dennoch bin ich behindert, was sich unter anderem darin ausdrückt , dass ich nicht berufstätig sein kann und schon mit 43 Jahren berentet wurde.

Nur ein Artikel über Depressionen und die Erwähnung in dem (tollen) Artikel über Euthanasie sind mir zu wenig.

Name und Anschrift sind der Red. bekannt

Defizit ist Stärke

betr.: „Über uns. Mit uns“, taz vom 2. 12. 16

Diese taz werde ich behalten. Eine super Idee. So können viele taz-Leser hinter die Kulisse einzelner Leben behinderter Menschen schauen. Wir haben mehr Stärken als Schwächen, das wird von uns täglich abverlangt. Seht unsere Stärke, nicht unser Defizit. Unser Defizit ist unsere Stärke. Die Politik wird sich noch wundern. Ein Teilhabegesetz, das nur in Deutschland entstehen kann, sollte allen Politikern die Schamesröte ins Gesicht steigen lassen. INGRID PÜTZ, Baunatal

Projektion auf äußere Feinde

betr.: „Als ob man fliegen könnte“, taz vom 5. 12. 16

Angst bedeutet die psychische Grundlage, die in jedem Lebewesen steckt, wenn es bedroht ist. Klaus Ottomeyer durchleuchtet die Sozialpsychologie des – zum Glück – gescheiterten populistischen Präsidentschafts-Kandidaten Norbert Hofer. Der Aufstieg der faschistischen Nazi-Ideologie wurde von den westlichen Sozialwissenschaftlern durchleuchtet. Der Schüler von Sigmund Freud – Wilhelm Reich – untersuchte die „Massenpsychologie des Faschismus“ zum ersten Mal. Im gleichen Sinn beschrieb Erich Fromm den „Autoritärer Charakter“. Die Angst wurde nach dem Ersten Weltkrieg auch von anderen europäischen Ländern zur Projektion auf den äußeren Feind benutzt: Juden, fremde Ethnien, wie Sinti und Roma („die Landstreicher“), aber auch als rassistischer Stempel, wie das „lebensunwerte Leben“. Genauso handeln heute die Populisten, wie Petry, Len Pen, Putin, Trump, Erdoğan u. Co. JOHANNES SPARK, Hannover

Kriminelle Energie

betr.: „Rächer der betrogenen Fans“, taz vom 5. 12. 16

Lionel Messi wurde wegen Steuerbetrugs verurteilt. Cristiano Ronaldo soll 150 Millionen Euro über ein Firmen- und Kontengeflecht geleitet haben, um Steuern „zu sparen“. Steuerprüfungen seitens des Finanzamts sind die Folge. Mesut Özil hat auch Ärger mit den spanischen Finanzbehörden. Mehr als zwei Millionen Euro musste Özil bereits an Steuern nachzahlen.

Warum wollen Sportler/innen nicht einsehen, dass Gesetze aller Art auch und gerade für sie gelten? Wer Steuern in Millionen-Euro-Höhe hinterzieht, zeigt seine „kriminelle Energie“ doch wohl mehr als deutlich. Jeder Bürger weiß, dass er oder sie für eine „korrekte Steuererklärung“ jedes Jahr selber verantwortlich ist. Warum sollte das ausgerechnet bei hoch verdienenden Sportlern anders sein? Folgende Lebensweisheit kann man Messi, Özil, Ronaldo und allen sonstigen Steuerbetrügern mit auf den Weg geben: „Dummheit schützt vor Strafe nicht!“

KLAUS JÜRGEN LEWIN, Bremen