Kommentar François Hollande: Sogar das Wetter war gegen ihn

Der Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur ist für Hollande eine logische Konsequenz. Für seine Partei wird es schwer, Ersatz zu finden.

Francois Hollande mit klatschnasser Brille

Das einzige, was bei ihm läuft, sind die Regentropfen von der Nasenspitze Foto: ap

François Hollandes Verzicht auf eine Kandidatur ist absurderweise die erste Entscheidung in seiner Präsidentschaft, für die er breite Zustimmung ernten kann. Dieser Verzicht ist die logische Konsequenz seines Misserfolgs.

Hollande war beileibe nicht schlechter als andere Staatschefs vor ihm. Das werden ihm seine Landsleute mit der Zeit in einer etwas weniger emotional gefärbten Bilanz später zubilligen. Er hat es aber in seiner in fünf Monaten zu Ende gehenden Amtszeit nicht geschafft, die Rolle des Staatsoberhaupts so zu spielen, wie sich das die Franzosen und Französinnen offenbar vorstellen.

Ein „normaler Präsident“ wollte Hollande sein. Solange das nur als Absage an seinen geltungssüchtigen Vorgänger Sarkozy gemeint war, kam dieser Slogan an. Die wenigsten seiner Wähler aber wollten, dass er damit wirklich Ernst machen würde. Die konservativen Medien hatten ein leichtes Spiel, ihn von Beginn an als Zögerer und unentschlossenen Weichling zu karikieren.

Da er wegen seiner Reform zur Wirtschaftsliberalisierung und wegen der Sicherheitspolitik auch links auf Widerstand stieß, stand er bald einsam im Kreuzfeuer der Kritik. Sogar das Wetter hatte sich gegen ihn verschworen; bei jedem großen Auftritt sah man ihn klitschnass im Regen. Bestimmt wird ihm jetzt auch noch vorgeworfen, er werfe resigniert wegen einer sonst unvermeidlichen K.O.-Niederlage das Handtuch und sage, mit seinem entfernten königlichen Vorgänger Louis XV.: „Nach mir die Sintflut“.

Angesichts der bisher einzigartigen Unpopularität für einen gewählten Präsidenten hat Hollande die einzig verantwortungsbewusste Entscheidung getroffen und die auch rechtzeitig bekannt gemacht. Sein Verzicht stellt nun vor allem sein eigenes Lager vor die Verantwortung, die Chance des Neubeginns zu nutzen.

Danach sieht es allerdings gar nicht aus. Mindestens ein halbes Dutzend Kandidaten ist bereits im Rennen und alle scheinen finster entschlossen zu sein, sich mit ihren Ambitionen gegenseitig jede Erfolgsaussicht zu nehmen. Auch für dieses Desaster wird man Hollande wahrscheinlich anklagen.

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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.

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