„Russia Today“-Teilsperrung auf Facebook: It's the copyright, stupid

Facebook verbietet Russia Today das Posten von Links – trägt der Kampf gegen Fake News Früchte? Leider nein, es geht ums Urheberrecht.

zwei Blöcke mit dem RT-Logo, daneben sitzen Menschen

Facebookmäßig saß RT auf dem Trockenen Foto: imago/Itarr-Tass

BERLIN taz | Facebook gegen Fake News – so schnell kann es gehen! Das denkt man unwillkürlich bei der Nachricht, dass das soziale Netzwerk den Nachrichtensender Russia Today (RT) mit Sanktionen belegt hat. RT International darf bis nach Ende der Amtseinführungszeremonie von Donald Trump („10:25 Uhr Moskauer Zeit“, präzisiert RT Deutschland) keine Links, Videos oder Fotos mehr posten.

Die Sperre begann offenbar direkt nach der letzten Pressekonferenz des scheidenden US-Präsidenten Barack Obama. Da liegt es nahe, einen politischen Hintergrund zu vermuten. Will Facebook die Berichterstattung des Kreml-nahen Senders behindern, gerade in der vermeintlich kitzligen Zeit der Amtsübergabe?

RT sieht sich jedenfalls zu Unrecht behindert. „Ich bin nicht überrascht. Wenn das Department of State uns von Sauerstoff abschneiden könnte, würden sie es tun“, sagte Chefredakteurin Margarita Simonyan laut einem RT-Bericht der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti.

Auslöser für die RT-Link-Sperre war offenbar tatsächlich der Livestream von Obamas letzter Pressekonferenz, den RT via Facebook verbreitete. Hier habe es Unklarheiten gegeben, ob RT dazu das Recht besitze, erklärte der Social-Media-Chef von RT, Ivor Crotty via Twitter. Dabei handelte es sich nach RT-Angaben gar nicht um einen eigenen Livestream, sondern um einen von der Nachrichtenagentur AP, zu dem RT ordnungsgemäß die Rechte erworben habe.

Empörung bei RT-Fans

In den Augen zahlreicher RT-Fans ist das sowieso nur ein vorgeschobener Grund, sie wittern in den Facebook-Kommentarspalten Zensur und Strafaktionen seitens der US-Regierung. Ein User beschimpft Facebook als „Nazis“, ein anderer schlägt vor: „Setzt eure Hacker ein!“ Ein weiterer schreibt: „Niemand kann das einzige die Wahrheit verkündende Netzwerk zum schweigen bringen!“

Doch es handelt sich vermutlich tatsächlich nicht Zensur, sondern um Copyrightfragen. Genau wie RT geht es nämlich Euronews: Genau nach Live-Ausstrahlung der Obama-Pressekonferenz konnte man auch hier keine Links, Videos und Bilder mehr posten. Begründung ist laut Euronews-Sprecherin Kirsten Ripper ebenfalls ein Konflikt um die Rechte an den Obama-Live-Bildern. „Auch unsere französischsprachige und die ungarische Seite sind blockiert“, erklärt Ripper.

Glücklich über die Sperre ist man bei Euronews nicht, aber das Social-Media-Team weist in den Kommentarspalten Verschwörungstheoretiker nüchtern zurück: „Urheberrechte werden in der westlichen Demokratie eben geschützt. Das ist auch völlig in Ordnung so, auch wenn es dabei manchmal zu Missverständnissen wie in unserem Falle kommt. Aber der westlichen Demokratie kann man hier wahrlich keinen Strick drehen.“

Update: Kurz nach Fertigstellung des Textes äußert sich Facebook gegenüber der taz. „Alle Features für diese Seitennutzer wurden wieder hergestellt“, erklärt eine Sprecherin. „Wir gehen gerade den Gründen für die temporäre Sperrung nach.“ RT darf tatsächlich wieder Links, Bilder und Videos posten. Gleiches gilt für Euronews.

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