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Imkern ist in

SUMMSUMMSUMM Völkervermehrung, Königinnnenzucht, Vererbung – das Institut für Bienenkunde ist die einzige Berufsschule für künftige Profi-Imker

Längst nicht mehr ein Alte-Herren-Hobby: das Imkern Foto: Stefan Thomas/dpa

von Joachim Göres

Die meisten der etwa 115.000 Imker in Deutschland betreiben die Bienenzucht als Hobby. Johannes Kuhn reicht das nicht. Er gehört zu den rund 50 jungen Menschen, die in diesem Jahr ihre dreijährige Ausbildung zum Tierwirt, Fachrichtung Imkerei, abschließen wollen. Derzeit besucht er für knapp drei Monate das Institut für Bienenkunde in Celle, die bundesweit einzige Berufsschule speziell für Imker.

„Mein Opa war Imker, deswegen lag der Gedanke an diesen Beruf nicht so weit entfernt. Ich wollte nach dem Abi eine praktische Ausbildung machen. So viel draußen zu sein, tut mir gut“, sagt Kuhn, der in einem Demeter-Betrieb auf der Schwäbischen Alb die Praxis kennenlernt. Geschicklichkeit (um den Honig zu schleudern), handwerkliches Können (um die Bienenkörbe zu reparieren) sowie eine gute Beobachtungsgabe (um Krankheiten bei Bienen zu erkennen) sind laut Agentur für Arbeit wichtige Eigenschaften von angehenden Imkern.

Kuhn wird in Celle in Fächern wie Betriebsorganisation, Biologie oder BWL/VWL unterrichtet. Im August stehen die letzten Prüfungen an. Dann weiß er Bescheid über artgemäße Haltung, Versorgung, Pflege und Transport der Bienenvölker, über Völkervermehrung, Königinnenzucht und Vererbung oder die Erstellung marktgerechter Erzeugnisse. Die Vermarktung ihrer Produkte dürfte für die meisten neuen Profi-Imker künftig eine große Rolle spielen. „Es gibt wenig feste Stellen nach der Ausbildung. Ich werde mich wohl selbstständig machen. Dafür braucht man allerdings Geld“, sagt Kuhn.

Erfahrene Imker sprechen von guten Aussichten: In Deutschland ist der Honigabsatz weltweit Spitze, die Nachfrage kann nur zu 20 Prozent mit einheimischem Honig gedeckt werden. Hinzu kommt der verarbeitete Honig, der sich in Keksen, Cornflakes, Müsli-Riegeln oder in Zigarren wiederfindet. Auch viele Nebenerzeugnisse wie Kerzen oder Met erfreuen sich großer Beliebtheit. „Die Preise haben sich seit der Wende fast verdoppelt“, sagt Klaus Ahrens, dessen Sohn ebenfalls eine Imkerausbildung macht.

Ahrens besitzt 200 Bienenvölker und betreibt in der dritten Generation in Müden/Örtze am Rand der Lüneburger Heide eine Vollerwerbsimkerei. Der Honig wird vom Familienbetrieb direkt verkauft, über Wochenmärkte, den Hausladen oder im Internet. Ahrens kennt auch die Risiken. „Als ich vor 30 Jahren ausgebildet wurde, galt man als schlechter Imker, wenn man fünf Prozent seiner Bienen verloren hat. Heute gilt ein Verlust von zehn Prozent als normal“, sagt er. Die sich ausbreitende Varroa-Milbe ist nur ein Grund für diese Entwicklung: „Es fehlen Blühflächen und es werden zu viele Pestizide in der Landwirtschaft eingesetzt, die die Bienen beeinträchtigen.“

In Niedersachsen sieht Ahrens positive Gegenansätze: Die rot-grüne Landesregierung unterstützt Landwirte finanziell, wenn sie für Bienen Grünflächen anlegen und dabei mit Imkern kooperieren. So seien im vergangenen Jahr 20.000 Hektar neue Blühflächen entstanden. „Der direkte Kontakt fördert das gegenseitige Verständnis. Seitdem nehmen Landwirte mehr Rücksicht auf die Bienen und setzen Pestizide anders ein“, sagt Ahrens. Dagegen komme im kürzlich vom Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) vorgestellten Grünbuch die Biene und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft nicht vor. Dabei sei sie das drittwichtigste Nutztier, denn für die Bestäubung der Pflanzen sind Bienen notwendig.

„Mit dem Imkern wird man nicht reich, aber an dem Imker“

JOHANNES KUHN, Imkerschüler

Laut Ahrens gibt es bundesweit rund 200 Berufsimkereien sowie 4.000 Nebenerwerbsimkereien. Sie wandern jedes Jahr mit ihren Bienenvölkern dorthin, wo gute Erträge zu erwarten sind, und erzeugen zwei Drittel des in Deutschland produzierten Honigs. „Der Beruf ist körperlich anstrengend, ein Bienenkorb kann bis zu 50 Kilo schwer sein. Es gibt Hilfsmittel, aber dennoch müssen Imker viel heben“, sagt Kuhn und fügt hinzu: „Die Beiträge für eine Berufsunfähigkeitsversicherung sind bei Imkern mit am höchsten, denn neben Rückenleiden kommt es nicht selten zu Bienenstoffallergien und Borreliose durch Zeckenbisse.“ Eine der größten Gefahren für Imker ist die Propolis-Allergie – Propolis ist eine von Bienen hergestellte harzartige Masse.

Das Alter von Kuhns Mitschülern in Celle liegt zwischen 17 und 45 Jahren – eine bunte Truppe, zu der ehemalige Soldaten, Biologen und Archäologen gehören. Ein Schulabschluss ist keine Voraussetzung. Es ist nicht das große Geld, das sie lockt – bei einer Ausbildungsvergütung von monatlich rund 600 Euro haben die angehenden Imker gelernt, mit wenig auszukommen. „Mit dem Imkern wird man nicht reich, aber an dem Imker“, sagt Kuhn.

Nach Angaben des Deutschen Imkerbundes wurden 2016 in Deutschland rund 20.000 Tonnen Honig erzeugt. 115.000 Imker hatten zusammen 900.000 Bienenvölker, der höchste Wert seit Jahrzehnten. Vor allem die Zahl der mehr als 100.000 Hobbyimker, die ihre wenigen Bienenvölker an einem festen Standort aufstellen, hat in den letzten Jahren stark zugenommen, besonders in Städten. Das merkt auch das Bieneninstitut in Celle – seine Fortbildungskurse für Hobbyimker sind gefragter denn je.

In Celle findet vom 14. bis zum 16. März die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung statt (www.ag-bienenforschung.de) Am 3. September lädt das Bieneninstitut zum Tag der offenen Tür ein. Mehr Infos auf: www.deutscher­imkerbund.de