Attentat eines Ex-Guantanamo-Häftlings: Selbstmordanschlag im Irak

Ein zum Islam konvertierter Brite landet in Guantánamo. Die britische Regierung sorgt für seine Freilassung, doch er wird zum Terroristen.

Zwei Wärter laufen durch einen schwer geseicherten Eingang zu Guantanamo

Das Foltergefängnis Guantanamo Foto: ap

LONDON ap | Ein ehemaliger Guantánamo-Häftling aus Großbritannien hat im Irak einen Selbstmordanschlag verübt. Die auf Webseiten von Extremisten spezialisierte US-Beobachtungsgruppe Site meldete am Mittwoch, die Terrormiliz „Islamischer Staat“ habe den Angreifer eines Militärstützpunktes südwestlich von Mossul als Mann mit dem Kampfnamen Abu Sakarija al-Britani identifiziert. Zwei britische Sicherheitsbeamte bestätigten, der 50-Jährige stamme aus Manchester. Er hatte sich am Montag in Tal Gajsum in die Luft gesprengt.

Der Mann war demnach Webdesigner und trat zum Islam über. 2001 wollte er sich in Pakistan aus religiösen Gründen waufhalten, wurde aber an der pakistanisch-afghanischen Grenze festgenommen und an die radikalislamischen Taliban ausgeliefert. Diese steckten ihn als britischen Spion ins Gefängnis. Nach der Vertreibung der Taliban durch die US-geführte Invasion wurde er von US-Truppen nach Guantánamo auf Kuba gebracht, wo er nach eigenen Angaben gefoltert wurde.

Laut BBC setzte sich die britische Regierung 2004 für die Freilassung des Mannes ein. Er war zudem eine von 16 Personen, denen Großbritannien eine Entschädigung von insgesamt zehn Millionen Pfund (11,8 Millionen Euro) gezahlt hat, um einen Rechtsstreit über die Verwicklung britischer Geheimdienste in die Folterung von Guantánamo-Häftlingen beizulegen.

Seine Schwester Maxine Fiddler sagte 2007, ihr Bruder habe nach seiner Rückkehr große Probleme bekommen. „Wenn Du erst einmal (als Terrorist) bezeichnet worden bist, sagen die Leute immer, da ist etwas dran, und das hat ihn daran gehindert, eine Arbeit zu bekommen.“

Laut BBC ging der Mann 2014 über die Türkei nach Syrien, wo er sich dem IS anschloss. Seine Frau sagte der Zeitung Daily Mirror, sie und ihre fünf Kinder seien ihm nachgereist und hätten vergeblich versucht, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Stattdessen habe sie aus dem IS-Gebiet fliehen müssen.

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