Kommentar Front National in Frankreich: Le Pen zeigt ihr wahres Gesicht

Die rechte Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen hat sich „verplappert“. Sie zeigt geschichtsrevisionistische Ansichten wie ihr Vater.

Die Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen vor schwarzem Hintergrund

Hinter der sonst so schlagfertigen Politikerin kommt die unbelehrbare Le Pen zum Vorschein Foto: reuters

Mit einem Satz hat die Rechtsextremistin Marine Le Pen in einem Rundfunk-Interview ihre eigenen jahrelangen Bemühungen, harmlos und ideologisch unverdächtig zu wirken, zunichte gemacht. Unter dem Lack der populären Politikerin, die so gerne Verständnis für alle Zukurzgekommenen zur Schau stellt, ist die Grundfarbe des Antisemitismus und des Geschichtsrevisionismus zum Vorschein gekommen.

Ihr notorisch antisemitischer Vater, Jean-Marie Le Pen, wird sich ins Fäustchen lachen. Er war schon immer dagegen, den von ihm gegründeten Front National mit Abstrichen am faschistischen Erbgut der Partei salonfähig machen zu wollen.

In diesem Jahr gedenkt man der von französischen Behörden organisierten Razzia von 1942, bei der in Paris 13.000 Juden, davon 4.000 Kinder, von französischen Polizeibeamten zur Deportation in KZ verhaftet worden waren. Dieser Beitrag zur Judenverfolgung des „Dritten Reichs“ wurde lange verdrängt, erst Jacques Chirac anerkannte 1995 als Präsident die Mitverantwortung des französischen Staates.

Wenn heute die FN-Kandidatin unverblümt meint, Frankreich sei mitnichten verantwortlich, ist das nicht nur ein Rückfall, sondern ein Versuch, in revisionistischer Weise auf die Geschichtsschreibung zurückzukommen. Wenn Jean-Marie Le Pen die Gaskammern der Nazis als „Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs“ verharmlosen wollte, will heute seine Tochter Frankreich von jeder Mitschuld an der Kollaboration freisprechen. Das wiederum ist kein „Detail“, sondern sagt viel aus über die wahren Ideen dieser „Populistin“.

Hinter der sonst so schlagfertigen Politikerin kommt die unbelehrbare Le Pen zum Vorschein. Dem Interviewer ist es zu verdanken, dass Marine Le Pen sich zwei Wochen vor den Wahlen „verplappert“ hat, indem sie sagte, was sie im Grund wohl wirklich denkt, und nicht wie üblich, was sie zur Anbiederung bei Wählergruppen für nützlich hält.

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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.

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