Uni Flensburg sorgt für gute Leere

Ausstellungsabsage Eine Schau mit Hetzbildern des Flensburger Karikaturisten Götz Wiedenroth wird von der Uni ersatzlos gestrichen

Abgesagt hat die Europa-Universität Flensburg die Ausstellung „Lügenpresse – Fake News“ des ortsansässigen Karikaturisten Götz Wiedenroth, die am 16. Mai eröffnet hätte werden sollen. Man sei „entsetzt“ gewesen „über das Stürmer-Niveau“, so eine Sprecherin der Universität zur taz. „Diese Bilder widersprechen allem, wofür die Europa-Universität steht.“ Die habe „keinen Raum“ für „antisemitische, fremden-, frauen- und islamfeindliche Inhalte“.

Wiedenroth ist seit Jahrzehnten im Geschäft. Während seine vom Hass gegen Grüne und SPD geprägten landespolitischen Karikaturen in der Lokalzeitung gerne genommen wurden, findet sein übriges zeichnerisches Schaffen Beifall eher in rechten und extrem rechten Medien von eigentümlich frei über Political Incorrect bis zum „Pro Deutschland“-Webauftritt. Keineswegs wären seine „Karikaturen „antisemitisch, fremden-, frauen- oder islamfeindlich“, bestritt Wiedenroth die Vorwürfe in einer Stellungnahme. Vielmehr würden sie sich „über die diesbezüglichen heiligen Kühe der herrschenden politischen Macht lustig“ machen. Der „Gesinnungsterror der politischen Korrektheit“ kippe nun ein „Ausstellungsprojekt mit kritischer Grafik“.

Sich als Opfer zu stilisieren ist ein wiederkehrendes Motiv auch in seinem Oeuvre. So besteht die Grafik vom 7. Januar nur aus einem gelben Schild mit der schwarzen Beschriftung: „....werden hier nicht bedient.“

Das ursprüngliche Subjekt, „Juden“, ist lesbar geblieben, aber mit einem roten Streifen übermalt, auf den das Wort „Rechte“ geschrieben wurde. Kein Mitgefühl hingegen hat Wiedenroth mit anderen Opfern. Ja, die Inhaftierung Deniz Yücels in der Türkei scheint ihm sogar Freude bereitet zu haben. Eines der sie ausdrückenden Witzbilder zeigt den Journalisten in Sträflingskleidung am Boden einer Zelle. „Etwas besseres als Deniz Yücel findet sich allemal“, hat der gebürtige Bremer Wiedenroth das Bild mit einer Brüder Grimm-Anleihe betitelt.

Das Präsidium hatte von der geplanten Ausstellung erst Ende vergangener Woche Kenntnis erhalten: Es scheint, als wäre sie ohne ernsthafte kuratorische Prüfung zustande gekommen, als Verlegenheitslösung.

Das Institut für Ästhetische und kulturelle Bildung hat Zugriff auf einen Ausstellungsraum in der City, das „Modul 1“. Im Mai gab es aber keine vorzeigbaren Studierenden-Projekte. Um Leerstand zu vermeiden habe man, auf eine Empfehlung hin, den Local Hero eingeplant, hieß es – und nun bitter gelernt, dass es auch Schlimmeres gibt, als Leere. bes