Urteil gegen Homosexuelle in Indonesien: Schwule werden 85 Mal geschlagen

In großen Teilen Indonesiens ist Homosexualität nicht strafbar, in der Provinz Aceh hingegen schon. Ein Scharia-Gericht verhängte dort nun ein brutales Urteil.

Zwei Männer vor Gericht

Die beiden Angeklagten im Gerichtssaal in Banda Aceh Foto: ap

JAKARTA/FRANKFURT A.M. epd | In der indonesischen Provinz Aceh hat ein Scharia-Gericht zwei Homosexuelle zu öffentlichen Stockschlägen verurteilt. Lokalen Medienberichten vom Mittwoch zufolge erklärte das Gericht, die beiden Männer im Alter von 20 und 23 Jahren sollten jeweils 85 Mal geschlagen werden, weil sie miteinander Sex gehabt hätten. Es ist den Angaben zufolge das erste Urteil gegen Homosexuelle in Indonesien.

Das islamische Recht gilt nur in der Provinz Aceh an der Nordspitze Sumatras. In anderen Teilen Indonesiens ist Homosexualität nicht strafbar, aber stark tabuisiert. Zudem haben Schwule, Lesben und Transsexuelle mit wachsender Diskriminierung und Anfeindungen zu kämpfen.

Die beiden schwulen Männer in Aceh waren vor sechs Wochen festgenommen worden. Menschenrechtler protestierten gegen das Vorgehen der Justiz und verlangten ihre sofortige Freilassung. Mit dem Urteil gingen die Richter sogar noch über den Antrag der Anklage hinaus, die 80 Hiebe gefordert hatte.

Das schwule Paar war von selbsternannten Ordnungshütern aus der Nachbarschaft beobachtet worden, die in die Wohnung des einen Mannes eindrangen, um die beiden bei sexuellen Handlungen zu ertappen. Die Angehörigen dieser Bürgerwehr filmten sich anschließend dabei, wie sie auf die zwei Männer eintraten, sie schlugen und beleidigten. Das schwule Paar hingegen bat darum, es nicht den Behörden zu melden.

Die Bewohner Acehs gelten als besonders strenggläubig. Die islamische Rechtsprechung wurde 2001 in der Provinz eingeführt. Die Zentralregierung in Jakarta versuchte damit, den bewaffneten Separatisten den Boden zu entziehen. Im Dezember 2004 wurde Aceh während eines Tsunamis stark zerstört. Kurz danach wurde der Bürgerkrieg durch ein Friedensabkommen beendet.

Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Etwa 88 Prozent der 250 Millionen Einwohner sind Muslime, rund neun Prozent Christen. Der Inselstaat gilt traditionell als Heimat eines toleranten Islam, erlebt aber eine Zunahme fundamentalistischer Strömungen. In der vergangenen Woche hatte ein Gericht in Jakarta den scheidenden christlichen Gouverneur der Hauptstadt, Basuki Tjahaja Purnama, genannt Ahok, wegen Blasphemie zu zwei Jahren Haft verurteilt.

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