Machtkampf von Saudi-Arabien und Iran: Störfaktor Katar

Saudi-Arabien schmiedet eine Allianz gegen Iran. Katar gilt dabei als Wackelkandidat und wird diplomatisch und wirtschaftlich drastisch gemaßregelt.

zwei Männer im traditionellen Kleidungsstil der Golfstaaten

Gemeinsam gegen Iran und Katar: Saudi-Arabiens König Salman mit dem Kronprinzen der Emirate Foto: ap

KAIRO taz | Es war wahrscheinlich von langer Hand vorbereitet. Und doch kommt es überraschend, dass Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten nun erklären, mit dem Golfemirat Katar zu brechen.

Zunächst verkündeten sie am Montagmorgen ein Ende der diplomatischen Beziehungen. Katarische Diplomaten müssen innerhalb von 48 Stunden die Länder verlassen. Wer einen Pass aus Katar besitzt, muss innerhalb der nächsten zwei Wochen ausreisen. Am Nachmittag verlautete auch aus dem nordafrikanischen Libyen und den asiatischen Malediven, dass man nicht mehr mit dem Land auf diplomatischer Ebene zusammenarbeiten wolle.

Katar wurde auch aus der saudisch geführten Militärkoalition im Jemen ausgeschlossen. Am dramatischsten ist wohl die Entscheidung Saudi-Arabiens, die Land-, See- und Luftgrenze zu seinem Nachbarland zu schließen. Das Emirat ist eigentlich eine Halbinsel, die von Saudi-Arabien aus in den Golf ragt. Mit der Schließung der Landgrenze ist Katar von der Arabischen Halbinsel abgeschnitten.

Unmittelbar nach der Ankündigung bildeten sich lange Schlangen bei Qatar Airways. Auch die Börse in Katar brach ein. Unklar ist auch, wie es mit der Versorgung des Landes weitergeht, das fast zu hundert Prozent von Nahrungsmittelimporten abhängt.

Katar: „Fern aller Fakten“

Als Begründung führt Saudi-Arabien an, dass Katar „iranisch gesponserte Terrorgruppen in der Qatif-Region in Ost-Saudi-Arabien und in Bahrain“ unterstütze. Generell wird Katar die Unterstützung militanter islamistischer Gruppen und eine Parteinahme zugunsten des Iran vorgeworfen. Zudem unterstütze Katar die in Ägypten verbotene Muslimbruderschaft.

Das Außenministerium in Katar hat die Schritte als „ungerecht und „fern aller Fakten“ bezeichnet. Fakt ist, dass Katar sich in der regionalen Rivalität zwischen Saudi-Arabien und dem Iran nicht eindeutig auf eine Seite gestellt hat. Aber das gilt auch für Staaten wie den Oman und Kuwait, die sich nicht dem diplomatischen Bruch mit Katar angeschlossen haben. Damit steht der Golfkooperationsrates aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Emiraten, Kuwait, Bahrain, Oman und Katar vor dem Zusammenbruch.

Golfkooperationsrat steht

vor dem Zusammenbruch

Was die Unterstützung militanter islamistischer Bewegungen wie dem IS angeht, ist das für keinen der Golfstaaten ein Ruhmesblatt. Vor allem zu Beginn des syrischen Bürgerkrieges wurde der IS von Individuen und Geheimdiensten vieler Golfstaaten unterstützt. Der ideologische Unterbau für die radikalen Islamisten stammt vor allem von wahabitischen Scheichs aus Saudi-Arabien.

Katar hat sowohl die al-Qaida-nahe Nusra-Front in Syrien unterstützt und ist einer der Sponsoren der palästinensischen Hamas. Aber mit seinem ambivalenten Verhältnis zu militanten islamistischen Gruppen steht Katar unter den Golfstaaten durchaus nicht alleine. Mit Blick auf den Westen versucht Saudi-Arabien im Gegenzug, die Konfrontation mit Katar als einen Kampfschritt gegen den IS zu vermarkten. Aus dem von Saudi-Arabien begonnenen Krieg im Jemen findet die Anti-Huthi-Koalition derzeit keinen Ausweg.

Grünes Licht beim Gipfeltreffen mit Trump

Im Irak spielen vom Iran gelenkte schiitische Milizen eine führende Rolle, auch im Kampf gegen den IS. Die Regierung in Bagdad ist ebenfalls in der Umlaufbahn Teherans, genauso wie die iranischen Revolutionsgarden und die schiitische Hisbollah, die in Syrien aufseiten des Regimes kämpfen. Offensichtlich treten jetzt Teile der saudischen und emiratischen Elite die Flucht nach vorne an und hoffen aus der Eskalation mit dem Nachbarn aus Katar wieder etwas an Boden gutzumachen.

Offensichtlich hat man sich bei dem letzten Gipfeltreffen mit Donald Trump für eine Eskalation mit Katar grünes Licht geholt. Trump hatte sich beim Besuch in Riad eindeutig auf eine Seite geschlagen. Der US-Regierung schwebt eine Koalition mit Saudi-Arabien, den Emiraten, Bahrain, Ägypten und Israel vor, um den iranischen Einfluss in der Region zurückzudrängen.

Katar und der Oman sind die einzigen Golfstaaten, die die politischen Kanäle nach Teheran offen gehalten haben und die in dem Konflikt als Vermittler auftreten könnten. Wenn jetzt, angeführt von Saudi-Arabien und Trump, die Karten neu gemischt und neue Koalitionen geschmiedet werden, ist Katar offensichtlich ein Störfaktor, der jetzt ausgeschaltet werden soll. Die Golfstaaten werden mit Waffen für Hunderte Milliarden Dollar aufgerüstet. Der Golfkooperationsrat fällt auseinander. Und der Konflikt mit dem Iran wird von den Golfautokraten fleißig geschürt, um vom eigenen Versagen abzulenken. Für das benachbarte Europa verheißt das alles nichts Gutes.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.