Unterbrechung bei Rock am Ring: Muslimrat spricht von „Hetze“

Das Festival „Rock am Ring“ war wegen Terrorverdachts unterbrochen worden. Der erhärtet sich jedoch nicht. Islamverbände kontern die Kritik.

EIn Mann mit Sonnenbrille

Sieht keine Demos von Muslimen: Rock am Ring-Veranstalter Lieberberg. Ob's an der Brille liegt? Foto: reuters

BERLIN taz | Am Ende stand die Erleichterung. „Wir verneigen uns vor eurem Enthusiasmus, eurem Trotz, eurer Hingabe, Leidenschaft und Lust am Leben“, dankte Marek Lieberberg, Veranstalter von „Rock am Ring“, am Montag den Besuchern seines Großfestivals mit 87.000 Teilnehmern. Das war nachts zuvor zu Ende gegangen – ohne weitere Vorfälle.

Am Freitag sah das noch anders aus. Da hatte Lieberberg den Festivalabend absagen müssen. Die Polizei hatte „konkrete Hinweise“ auf eine „mögliche terroristische Gefährdung“, das Bühnengelände wurde evakuiert. Der Verdacht richtete sich gegen drei Männer aus Hessen, die als Helfer Zugang zum Backstagebereich hatten. Zu einem der Männer gibt es laut Polizei „Erkenntnisse im Bereich islamistischer Terrorismus“. Als die Beamten feststellten, dass die Verdächtigen falsche Namen auf ihren Backstagepässen trugen, sahen sie einen konkreten Terrorverdacht erfüllt. Ermittelt wurde wegen eines „Explosionsverbrechens“.

Die Überprüfung der Männer und Durchsuchungen ihrer Wohnung in Hessen in der Nacht zu Samstag erhärteten dies indes nicht. Auch auf dem Festivalgelände fand die Polizei nichts Verdächtiges. „Rock am Ring“ wurde darauf am Samstag wieder fortgesetzt.

Roger Lewentz (SPD), Innenminister von Rheinland-Pfalz, verteidigte die Unterbrechung. Alles andere hätte ein „nicht mehr vertretbares Risiko“ dargestellt. „Sicherheit geht vor.“ Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprach von einer „verantwortungsvollen Entscheidung“, für die es seine „volle Unterstützung“ gebe. Mit der Informationslage vom Freitag habe es keine andere Möglichkeit gegeben, hieß es am Montag aus dem Ministerium.

Veranstalter Lieberberg kritisierte derweil die muslimische Community: Er möchte „endlich mal Demos sehen“, in denen „Moslems“ zu Zehntausenden gegen Terror auf die Straße gehen. Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime, sprach auf Twitter von „Hetze“. Er verwies auf Projekte wie „Safer Spaces“, mit dem Moscheegemeinden Jugendliche für die Demokratie begeistern wollen. „Wenn Lieberberg Manns genug ist, entschuldigt er sich bei Muslimen“, schrieb Mazyek.

Auch Iftikar Malik, Sprecher des Jugendverbands der Ahmadiyya-Gemeinde, sprach von einer pauschalisierenden und enttäuschenden Debatte. Muslime würden sich seit Langem gegen Extremismus engagieren. „Das ist eine absolute Selbstverständlichkeit“, so Malik zur taz.

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