US-Konzerne hören Signale

Widerstand Ölmulti ExxonMobil wird grüner. Viele US-Unternehmen für Verbleib im Klimavertrag

WASHINGTON taz | Der vom Weißen Haus geleugnete Klimawandel ist bei den AnlegerInnen des größten privaten Ölkonzerns der Welt in Dallas/Texas angekommen: Am Mittwoch stimmten sie bei ihrer jährlichen Aktionärsversammlung mit mehr als 62 Prozent für eine Resolution, die den Konzern ExxonMobil zu einer Risikobewertung seiner Mineralölaktivitäten auffordert. Das Management hatte vergeblich versucht, die Resolution zu verhindern. Ein Jahr zuvor hatte das Vorhaben desselben Inhalts nur 32 Prozent Unterstützung erhalten.

„Exxon lügt“, skandierten als Skelette verkleidete DemonstrantInnen in Dallas. Seit Jahren schon machen Gruppen aus der Umwelt- und Klimabewegung Druck auf die Ölriesen. KlimaforscherInnen argumentieren, dass ein großer Teil der Mineralölreserven im Boden bleiben müsse, um die Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Gleichzeitig haben die AktivistInnen Investoren wie Universitäten, Rentenfonds und Kirchen dazu aufgefordert, aus dem Mineralölsektor auszusteigen.

In den zurückliegenden Wochen konnten US-KlimaaktivistInnen bereits ähnliche Erfolge bei Occidental Petroleum und PPL Corporation erzielen. Dort drängten AktionärInnen ebenfalls mehrheitlich auf die Offenlegung von Klimarisiken und eine Umorientierung auf erneuerbare Energie. Das Votum bei ExxonMobil ist der bislang größte Erfolg.

Den Ausschlag für den Klimawandel bei den AktionärInnen von ExxonMobil gaben zwei große Wall-Street-Unternehmen, die zusammen 13 Prozent der Aktien mit in einem Wert von 43,6 Milliarden Dollar halten: BlackRock und Vanguard. „Unser Vertrauen ist nicht unerschöpflich“, hatte BlackRock vorab gewarnt. Die New Yorker Fondsgesellschaft ist der weltweit größte private Vermögensverwalter. Unterstützung für die Resolution kam auch vom New Yorker Renten Fonds. Der Rechnungsprüfer des Bundesstaates, Thomas DiNapoli, sprach nach der Abstimmung von einer „mächtigen Botschaft“.

Für das Management von ExxonMobil ist die Resolution nicht bindend. Doch Konzernchef Darren Woods, Nachfolger des ins US-Außenministerium gewechselten Vorgänger Rex Tillerson, versicherte, dass er die Botschaft gehört habe. Erstmals holte der Konzern am Mittwoch mit der Physikerin Susan Avery eine Klimaforscherin in seinen Vorstand.

Schon vor den Entscheidungen hatten die großen Ölkonzerne, aber auch die meisten Kohleerzeuger in den USA, an Präsident Donald Trump appelliert, im Pariser Klimaabkommen zu verbleiben. Eines ihrer Argumente dafür ist, dass die USA nur so ihren Einfluss auf die globale Klima- und Kohlepolitik behalten können.

Vor fast vier Jahrzehnten war ExxonMobil einmal Trendsetter in Sachen Klimaforschung. Damals richtete der Konzern eine interne Forschungsabteilung ein, die über den Einfluss der Verbrennung von Mineralöl auf das Klima arbeitete. Doch die Öffentlichkeit erfuhr nichts davon. Der Konzern beendete seine geheimen Forschungen in den 1980er Jahren. Dorothea Hahn