Kommentar Busunglück in Münchberg: Sicherheit beginnt im Fahrzeug

Wer die Debatte nach der Katastrophe auf Gaffer und Rettungsgassen verengt, macht es sich zu einfach. Es wäre wichtiger, solche Unfälle zu verhindern.

Rettungskräfte auf der A9 bei Münchberg

Wie kann es sein, dass entflammbare Materialien im Bus-Innenraum verbaut werden? Foto: dpa

Autofahrer und -mitfahrer, die die erschütternden Bilder des Busunfalls von Münchberg sehen, könnten jetzt nachdenklich werden. Denn oft ist es so, dass bei Stau oder stockendem Verkehr auf der Autobahn die Rettungsgasse für Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen erst dann hektisch gebildet wird, wenn die Sirenen schon zu hören sind.

Dieses Verhalten ist zwar verboten, aber viele Autoinsassen mögen es offenbar nicht, bei Schritttempo eng an der linken Leitplanke oder direkt neben den rechts tuckernden Lastern zu rollen. Dass die Rettungsgasse Leben rettet, kommt ihnen dabei nicht in den Sinn.

Dennoch kommt es jetzt nicht in erster Linie darauf an, die Strafen für das Nichtbilden einer Rettungsgasse zu erhöhen. Viel wichtiger wäre, die dafür bereits bestehenden Strafen auch wirklich zu verhängen. Verständlicherweise hat die Polizei im Falle eines Falles aber anderes zu tun – nämlich, Unfallopfern zu helfen.

Wer die Debatte nach der Brandkatastrophe auf Rettungsgassen und – ohne Frage widerliche – Gaffer verengt, macht es sich zu einfach. Denn wichtiger wäre es, solche Unfälle und Brände möglichst zu verhindern. Bei der technischen Prävention gibt es Lücken; das zeigt dieser Fall – auch wenn noch längst nicht klar ist, warum der Bus plötzlich lichterloh in Flammen stand.

Wie konnte das passieren?

Wie kann es sein, dass in Bussen – im Unterschied zu Bahnen – entflammbare Materialien im Innenraum verbaut werden dürfen? So kann ein Reisebus zur fürchterlichen Feuerfalle werden, wie sie auch das abgebrannte, schlecht gedämmte Hochhaus in London darstellte.

Und warum gilt die Pflicht, Brandmelder im Motorraum von Bussen zu installieren, nur für Neufahrzeuge? Ebenso die Vorschrift, einen Notbrems-, einen Spurhalte- und einen Stabilisierungsassistenten einzubauen? Klar ist: Eine Nachrüstung muss technisch machbar und ökonomisch vertretbar sein. Aber ebenso klar ist: Es kann und muss mehr getan werden als bisher. Sicherheit geht vor.

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Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.

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