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Theater Jakob Höhne ist der neue Intendant des Theaters Ramba Zamba: Lauter will es werden

Das Theater Ramba Zamba ist ein kleines Stadttheater. So beginnt Jakob Höhne, der neue Intendant, am Dienstag die Vorstellung seines Hauses, das am Hof der Kulturbrauerei liegt. Schlank in der Struktur, aber mit einem festen Ensemble von 35 Schauspielern. Das sind mehr als am Berliner Ensemble. Darüber kann man schon mal staunen.

Hinter Jakob Höhne wartet die „21 Downbeat Band“ in froschgrünen Trikots auf ihren Einsatz. Moritz Höhne ist dabei an E-Drums, Glockenspiel und Ribbon Stick. Mit ihm begann vor 25 Jahren die Geschichte des Theaters Ramba Zamba. Er war 15, als sich seine Mutter, eine Schauspielerin, entschied, mit ihrem Sohn Moritz, der mit einem Downsyndrom geboren wurde, Theater zu machen. Und der etwas jüngere Sohn Jakob war immer dabei.

Ein Familienunternehmen also, denkt man, und was liegt da näher als die Übergabe an den Sohn. Aber nein, sagt Gisela Höhne, die Ramba Zamba so weit gebracht hat, heute über diese 35 Stellen für Schauspieler mit Behinderungen zu verfügen, das war kein langfristiger Plan. Aber es mache es ihr einfacher loszulassen, dass nun Jakob – bisher schon als Musiker und Regisseur dabei – übernimmt.

Jakob Höhne will das Theater erweitern. Man wird in mehr Räumen, auch in der Probebühne und der Bar spielen, die zur nächsten Spielzeit auch tagsüber geöffnet ist. Vor allem will er mehr Schauspieler und Regisseure von außen einladen, mit Ramba Zamba zu spielen: „Umgekehrte Inklusion“ nennt er das. „Noch immer beruhen die Strukturen der Gesellschaft auf Ausgrenzung“, sagt er. Ein Theater, in dem die behinderten Darsteller unter sich bleiben, ist ihm zu wenig.

Im Spielplan setzt er auf Literatur: Schiller, Ibsen, auch ein Roman, „Moby Dick“ von Melville, ist angesetzt. Mit den Spannungen zwischen Hochsprache, Körpersprache und Sprachlosigkeit umzugehen, das sieht er als ein Kerngebiet von Ramba Zamba: Da seien die Kompetenzen dieses Theaters groß. Lauter, hörbarer, sichtbarer zu werden mit Ramba Zamba, das ist der Plan von Jakob Höhne.

Wie, das ahnt man, als die Dramaturgin Kristina Ohmen den Spielplan kommentiert. Wie das Ensemble in Schillers „Räubern“ gegen das System der Richtigmacher, der Vernunft, der Effizienz anrennen will. Oder als sie ein Zitat von Jonas Sippel vorliest, der zeigen will, „dass Menschen mit Trisomie 21 und anderen Behinderungen auch wie Tiere oder Monster sein können, so böse sein können wie Verbrecher.“

Sippel steht als froschgrüner Rapper hinter ihr und nickt begeistert. Er wird sich in einem Solo mit den Nibelungen beschäftigen. Katrin Bettina Müller