Nazi-Festival in Thüringen: Proteste gegen Rechtsrock

Zum größten Neonazi-Festival des Jahres werden am Samstag 5.000 Menschen erwartet. Aber auch Gegenkundgebungen sind angemeldet.

ein Plakat mit der Aufschrift "Nazis och nö"

Nicht willkommen: Protest gegen die Rechten an einem Zaun in Themar Foto: dpa

BERLIN taz | Es dürfte das bundesweit größte Neonazi-Festival dieses Jahres werden: In der südthüringischen Kleinstadt Themar werden am Samstag rund 5.000 Rechte erwartet. „Rock gegen Überfremdung“ heißt das Open Air, bei dem Szenegrößen wie Sleipnir, Stahlgewitter oder die Band Treueorden spielen sollen, die etwa mit der verbotenen Bewegung Blood & Honour in Verbindung steht.

Zudem sollen Redner wie Jan Jaeschke von der NPD oder Axel Schlimper von der Europäischen Aktion sprechen, einer Organisation von HolocaustleugnerInnen.

Die Region am Südrand des Thüringer Waldes ist in den vergangenen Jahren zum Schwerpunkt rechter Rockkonzerte geworden. Allein diesen Monat wurde und wird zu drei Open Airs eingeladen: das „Rock für Deutschland“ Anfang Juli, das „Rock gegen Überfremdung“ am Samstag und das „Rock für Identität“ Ende des Monats.

Vor allem zwei Personen sind dafür verantwortlich: Der gelernte Koch Tommy Frenck, Ex-NPD-Mitglied, der im Ortsteil Kloster Veßra einen Gasthof und einen Onlinehandel mit braunen Devotionalien betreibt. Und Bodo Dressel, Bürgermeister der Nachbargemeinde Grimmelshausen. Er war bis vor kurzem Mitglied der AfD. Sein Gebrauchtwagenhandel liegt gegenüber von Frencks Gasthof. Dressel stellt die Wiese für das Konzert zur Verfügung.

Neun Gegenveranstaltungen

Neben den Neonazis werden in der nur 3.000 EinwohnerInnen zählenden Gemeinde außerdem rund 2.000 GegendemonstrantInnen erwartet. Bislang wurden neun Versammlungen etwa von Privatpersonen, der Kirchengemeinde oder einem Bündnis für Weltoffenheit und Demokratie angemeldet, die sich gegen das Rechtsrock-Konzert richten.

„Wir werden den Rechtsextremen nicht die Stadt überlassen!“, kündigte das Bündnis an. Auch eine parlamentarische BeobachterInnengruppe wird vor Ort sein.

Der Sprecher der Landespolizeidirektion Erfurt geht von einem „schwierigen Einsatz“ aus, allein schon wegen der Trennung von Rechtsextremen und GegendemonstrantInnen.

Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) sagte, Polizei und Justiz hätten sich auf eine mögliche Eskalation vorbereitet. Im Einsatz seien alle Hundertschaften der Bereitschaftspolizei, mehrere Hundertschaften der Landespolizei sowie Unterstützungseinheiten aus sechs weiteren Bundesländern. Die Staatsanwaltschaft Meiningen werde vor Ort sein, zudem seien an zwei Amtsgerichten Bereitschaftsdienste insbesondere für Haftentscheidungen eingerichtet.

Bis zuletzt hatte der Landkreis versucht, das Konzert noch zu verhindern, bisher erfolglos.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.