Französisches Uralt-AKW Fessenheim: Stillstand – vielleicht sogar endgültig

Im ältesten AKW Frankreichs wurde nun auch der zweite Block abgeschaltet. Vielleicht für immer. Doch es deutet sich ein neues Sicherheitsrisiko an.

Das Atomkraftwerk Fessenheim spiegelt sich im Wasser des Rheinseitenkanals

Technisches Denkmal: Frankreichs ältestes Atomkraftwerk an der Grenze zu Deutschland Foto: reuters

FREIBURG taz | War’s das mit Fessenheim? Nachdem in der Nacht zu Samstag auch der Block 1 des grenznahen französischen Kraftwerks abgeschaltet wurde, machten am Wochenende Spekulationen die Runde. Aus der diesbezüglich stets gut informierten Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz Markgräflerland wurde bereits die Einschätzung gestreut, damit könnte das älteste AKW Frankreichs nun „definitiv abgestellt“ sein. Die französischen Organisationen Sortir du Nucléaire und Alsace Nature hielten sich hingegen noch mit Bewertungen zurück.

Fakt ist, dass die Vorgänge in Fessenheim ungewöhnlich sind. Block 2 des Reaktors steht wegen Materialmängeln am Dampferzeuger auf Geheiß der Atomaufsicht seit Juni 2016 still. Er soll nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers RTE bis mindestens Januar 2018 außer Betrieb bleiben, vermutlich aber länger. Nun wurde auch Block 1 heruntergefahren, was Betreiber EDF mit dem Wechsel eines Teils der Brennelemente begründet. Nach Daten des Netzbetreibers soll der Reaktor bis zum 12. September vom Netz bleiben.

Auffällig sind nun zwei Dinge. Zum einen verweist RTE darauf, dass sich „Datum und Dauer der Nichtverfügbarkeit“ ändern könnten. Das ist unüblich, speziell bei einem so berechenbaren Vorgang wie einem Brennelementewechsel. Nun spekulieren Atomkraftgegner, diese Formulierung könnte verklausuliert für ein mögliches Ende stehen.

Zum Zweiten ist der Termin bemerkenswert: Exakt am 12. September, dem vorgeblichen Neustarttermin von Block 1, endet die Einspruchsfrist gegen die Inbetriebnahme des französischen Reaktors Flamanville in der Normandie. Da die Abschaltung von Fessenheim stets politisch und auch seitens des Betreibers EDF mit der Inbetriebnahme von Flamanville verquickt wurde, könnte es einen Zusammenhang geben.

Will man den Verlauf des Einspruchsverfahrens abwarten, um über einen Neustart von Fessenheim zu entscheiden? Will man auf französischer Seite den atomkritischen Deutschen, die ebenfalls einspruchsberechtigt sind, signalisieren, dass sie damit die Stilllegung Fessenheims riskieren?

Das Schicksal von Fessenheim hängt an Flamanville

Mit mehr Klarheit ist im Oktober zu rechnen, wenn die französische Atomaufsicht über die Inbetriebnahme des Reaktors Flamanville im Jahr 2019 entscheiden will. Um grünes Licht zu geben, müsste sie sich über massive Sicherheitsbedenken hinwegsetzen, denn der Reaktordruckbehälter besteht nachgewiesenermaßen aus minderwertigem Stahl. Wann auch immer das Ende der Reaktoren offiziell verkündet wird – in die Freude auf deutscher Seite wird sich Angst über eine neue Bedrohung aus der Normandie mischen.

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