Bloß kein Stress im Sommer

FUSSBALL In der Vorbereitung auf die kommende Bundesliga-Saison setzen die Nordklubs in der Sommerpause auf Yoga und Buddha statt auf Drill

Überlebenstraining in schwedischen Wäldern, Teambuilding beim Rafting – das war einmal. Bei den Nordklubs sind in der diesjährigen Saisonvorbereitung Yogalehrerinnen statt knallharter Disziplin gefragt. Auch in Genussfragen gilt ein entspanntes Laissez faire und wo früher nur der Sieg zählte, heißt es heute: Dabeisein ist alles.

„Nachdem das Testspiel gegen den SV Viktoria Herxheim mit 2:0 gewonnen werden konnte, folgten mit lockerem Ausradeln und regenerativem Yoga ruhigere Einheiten“, heißt es auf der Homepage von Eintracht Braunschweig. Verdutzte Beobachter des Trainingslagers in Herxheim sahen die „Löwen“ auf dem Rücken liegend ein mildes „Om“ schnurren, als machten sie ein Mittagsschläfchen in der Sonne der Serengeti.

Damit der knapp verpasste Wiederaufstieg in die Erste Liga endlich gelingt, kommen neben Entspannungs- verstärkt auch Kreativtechniken zum Einsatz. „Mit einem lustigen Gedicht, bei dem die beiden unter anderem Bezug auf ihre Vergangenheit in den Jugendmannschaften der Eintracht nahmen (…), sorgten die beiden U23-Kicker für einige Lacher und ernteten Applaus“, heißt es über das Herxheimer Abendprogramm.

Mehr den chinesischen Heilmethoden hat sich Werder Bremen zugewandt, um endlich mal nicht in den Abstiegskampf zu geraten. Das bedeutet in der Welt des Fußballs aber nicht Akupunktur oder Qigong, sondern Renminbi, wie die chinesische Währung heißt. So hat Werder zur Entspannung seines Haushalts zwei chinesische Unternehmen als Sponsoren gewonnen und einen chinesischen Stürmer ausgeliehen. Ein Zusammenhang zwischen beiden Aktionen ist natürlich in Zeiten, in der alle europäischen Profiklubs auf den lukrativen asiatischen Markt drängen, zufällig. Genauso zufällig wie die Tatsache, dass der Vater des neuen Stürmers Yuning Zhang der Geschäftsführer eines der beiden Sponsoren ist. „Er hat unsere Fantasie angeregt“, sagt Werder-Trainer Alexander Nouri über den Spieler, der im Moment weder der Bundesliga-Mannschaft weiterhilft noch eine Spielgenehmigung für die U23 besitzt.

Ganz neue Töne sind auch bei Werders Lieblingsgegner HSV zu hören. Während dort in den letzten Jahren – kaum war der Klassenerhalt geschafft – schon wieder von großen Erfolgen geträumt wurde, gibt man sich im Volkspark jetzt ganz buddhistisch und sieht die Leerheit als Quelle neuer Kraft. „Im Moment habe ich gar kein Gefühl“, sagt Klub-Guru Uwe Seeler, „sondern nur die Hoffnung, dass es besser läuft und wir es zumindest schaffen, im gesicherten Mittelfeld mitzuschwimmen.“

Bei Hannover 96, der als einziger Nordklub neben Holstein Kiel mit dem Aufstieg im Frühjahr etwas zu feiern hatte, wird der Erfolg im Moment ganz im Sinne des Behaviorismus positiv verstärkt: „Man kann auch mal Nutella zum Frühstück essen. Das ist gut für die Seele“, sagte Trainer Andre Breitenreiter. Und: „Ich glaube, wir haben keinen einzigen Raucher in der Mannschaft. Aber ob sie eine rauchen, das juckt mich auch nicht. Da bin ich völlig entspannt und gelassen.“ Love and Peace! RLO