Kommentar Brigitte Macrons Rolle: Halbgöttin ohne Gehalt

Der jüngste Versuch aus dem Hause Macron zeigt: Die Rolle der französischen Präsidentengattin lässt sich offenbar nicht vernünftig definieren.

Emmanuel und Brigitte Macron halten Händchen

Première dame, aber kein Gehalt: Brigitte Macron, neben ihrem Gatten Foto: reuters

Hosianna, der Streit um Brigitte Macrons Rolle als Präsidentengattin ist geklärt, so die jüngste Jubelmeldung aus dem Elyséepalast. Wer es ehrlicher mag, sagt dazu: Eine Reihe von Absurditäten wird nun um eine weitere Absurdität verlängert. Präsidentengattin, das ist natürlich überhaupt kein Beruf und gewählt ist sie auch nicht.

Aber aus irgendeinem verkorksten monarchischen Gelüst heraus hat das Volk angeblich gern das Gute, Wahre und Schöne – war es Brecht, der es zum praktischen „Guwaschö“ verkürzte? – in Gestalt einer ansehnlich lächelnden und stets karitativ tätigen Frau an der Seite des Herrn Präsidenten, der ja für die unschönere Politik zuständig ist. Das Guwaschö tat, ganz der platonischen Idee verhaftet, seinen Job natürlich ehrenamtlich. Wie jede Gattin, als noch richtig Patriarchat war. Bis sich herumsprach, dass finanzielle Abhängigkeit und Altersarmut weder gut noch schön sind, nur wahr.

So modernisierte sich die Rolle der Frau – außer der der Präsidentengattin. Die wird immer noch hochgejubelt zu einer Halbgöttin, allerdings ohne Sozialversicherung. In Frankreich wurde es nun besonders verrückt: Le président ist ein moderner Mann und will also seiner Frau einen ordentlich bezahlten Job verschaffen. Da aber kommt ihm ein soeben verabschiedetes Gesetz in die Quere, das Politiker*innen die Begünstigung der Familie durch eine Mitarbeit im eigenen Büro verbietet.

Sehr gut. Nun könnte das hohe Paar feststellen: Diesen Job wird es nicht geben. Ist sauberer so. Und praktischerweise hat ja die 64-jährige Brigitte Macron ihr vorbildlich emanzipiertes Erwerbsleben schon hinter sich und kann einfach ihre Rente genießen, so lange ihr Mann das Rentensystem noch nicht ruiniert hat.

Stattdessen bekommt sie nun den Job der Première Dame – aber kein Gehalt. Alles wie gehabt. Dabei zeigt die Tatsache, dass man diese Rolle offenbar nicht vernünftig definieren kann, nur eines: Sie ist komplett überflüssig.

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Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.

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