Roboterisierung gestalten und steuern: Österreich bekommt einen Roboterrat

Das Beratergremium soll Strategien entwickeln, wie und wo künftig Roboter zum Einsatz kommen. Auch die Risiken sollen untersucht werden.

Ein Roboter und mehrere Menschenpaare beim Tanzen

Roboter „Emma“ als Unterhalter in einer Demenz-Wohngruppe Foto: dpa

BERLIN taz | Die Roboter kommen. Sie verlassen die Fabriken und erobern neue Bereiche der Gesellschaft, etwa als Pflegemaschinen oder autonome Fahrzeuge. Darauf hat die Politik in Österreich mit der Gründung eines „Roboterrats“ reagiert, der jetzt auf den internationalen Technologie-Gesprächen im Europäischen Forum Alpbach vorgestellt wurde.

Der Roboterrat – noch mit Menschen besetzt – wurde von Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) eingerichtet, „um eine Roboterstrategie zu entwickeln, wo wir in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren hinwollen“. Österreich wolle die Chancen dieser Technologie nutzen und zugleich „die Risiken im Griff haben“. Leichtfried betonte, dass „der Mensch immer im Mittelpunkt der Entwicklung“ stehen müsse und Roboter dazu da seien, „um das Leben der Menschen verbessern“.

Vorsitzende des Rats ist Wirtschaftswissenschaftlerin Sabine Köszegi, die den Bereich Arbeitswissenschaft und Organisation am Institut für Managementwissenschaften der Technischen Universität Wien leitet. Das mit einem Budget von einer Million Euro ausgestattete Gremium besteht aus neun Experten, davon sieben Wissenschaftlern aus Österreich und USA sowie zwei aus der Wirtschaft. Roboter würden eine „tiefgreifende Auswirkung auf Gesellschaft und soziales Gefüge haben“, sagte Köszegi bei ihrer Vorstellung in Alpbach, seien aber per se weder gut noch böse. Der Rat wolle die Politik bei der „Entwicklung einer verantwortungsvollen Roboterstrategie unterstützen“.

Dazu gehören die Beantwortung von Fragen, welche Aufgaben Roboter in der Pflege übernehmen könnten, welche Folgen es hat, wenn Kinder mit Robotern aufwachsen, oder wer haftet, wenn etwas schiefgeht. Minister Leibfried: „Ich erwarte mir einen Plan, wo Roboter ihren Platz haben sollen und wo wir keine haben wollen.“ Vergleichbare Gremien haben bereits Japan und Großbritannien eingerichtet. In den USA, China und Israel gibt es Ethikräte für Roboterfragen. In Deutschland gibt es keinen gesellschaftsorientierten Roboterrat. Hier sind alle Aktivitäten auf die Industrie 4.0 ausgerichtet.

Roboter werden eine tiefgreifende Auswirkung auf Gesellschaft und soziales Gefüge haben

Und was wollen die Menschen? Die Haltung der österreichischen Bevölkerung zur Robotik hat das Infrastrukturministerium auch in einer Umfrage von 1.000 Personen repräsentativ ermitteln lassen. Das Ergebnis: Je näher die Maschinen dem Menschen zu Leibe rücken, desto mehr wächst das Unbehagen. Drei Viertel der Befragten könnten mit einem Haushaltsroboter gut leben, aber nur 40 Prozent wollen von ihm bekocht werden, Angehörige pflegen (23 Prozent) oder die Kinder beaufsichtigen lassen (10). Ähnlich in der Gesundheit. Dass der Roboter beim Gehen hilft oder den Blutdruck abnimmt, ist für 70 Prozent in Ordnung. Aber eine Spritze durch die Haut oder eine Operation vom Robodoc wollen allenfalls 22 Prozent zulassen.

Das Forum in Alpbach, veranstaltet vom Austrian Institute of Technology (AIT), ist mit 1.300 Teilnehmern in diesem Jahr eine der wichtigsten Innovationskonferenzen in Europa. Erstmals wurde ein Jahrbuch „Discussing Technology“ vorgelegt, das sich dem Schwerpunkt Digitalisierung widmet. Bei der Vorstellung fand AIT-Vorstandschef Hannes Androsch kritische Worte zur Innovationspolitik des Landes, das im nächsten Jahr die EU-Präsidentschaft innehat. Österreich hinke etwa bei der digitalen Infrastruktur sowie bei der Berücksichtigung dieses umfassenden Trends im Bildungsbereich nach, bemängelte Androsch.

Ebenso ist der österreichische Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Harald Mahrer (ÖVP) mit dem Transfer zwischen den beiden von ihm verantworteten Bereiche nicht zufrieden. „Wenn wir mit 3,14 Prozent die zweithöchste Forschungsquote in der EU haben, aber im European Innovation Scoreboard auf Rang 7 liegen, dann sind Input und Output nicht stimmig“, kritisierte Mahrer in Alpbach. Um Innovationsführer zu werden, brauche es „mehr Effizienz, mehr Offenheit und Internationalität und mehr Mut für Neues“.

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