Kommentar Das Versagen von Brics: Keine gemeinsame Strategie

Außer Vagheiten haben die BRICS zu Nordkoreas Nukleartests nichts zu sagen. Sie sind von einer globalen Führungsrolle noch weit entfernt.

Die Regierungschefs von Brasilien, Russland, China, Süafrika und Indien in Xiamen

Der Atombombentest in Nordkorea war auf dem Brics-Gipfel nur am Rande ein Thema Foto: reuters

China hat mal wieder fett aufgetragen. Mit viel Pomp, unzähligen dicken schwarzen Limousinen und einem luxuriösen Tagungszentrum in der subtropischen südchinesischen Küstenmetropole Xiamen hat die chinesische Führung die Regierungschefs der BRICS-Staaten empfangen. Zu den BRICS-Staaten gehören die fünf Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Gemeinsam wollen sie der Welt demonstrieren: Mit BRICS gibt es einen neuen globalen Player.

Nur leider ist dem nicht so. Nordkoreas jüngster Nukleartest zeigt, wie miserabel die vermeintlich führenden Schwellenländer in der Weltpolitik auch weiterhin aufgestellt sind.

Da treffen einen Tag nach dem schwersten Nukleartest Nordkoreas Putin und Xi aufeinander, die Staatschefs von Atommächten, die beide eine Grenze mit Nordkorea teilen. Doch abgesehen von vagen Plädoyers, die zur „Besonnenheit aller Beteiligten“ aufrufen, haben sie zu dem Konflikt nichts weiter beizutragen. Stattdessen hält Gastgeber China stoisch an den vor Monaten festgelegten Konferenzthemen fest, die sich vorwiegend mit wirtschaftlichen Belangen beschäftigen.

Eine Verurteilung Nordkoreas findet sich im Vorentwurf der Abschlusserklärung gerade einmal mit ein paar Sätzen wieder – Absatz 44, ganz hinten. Auch die Regierungschefs von Brasilien, Indien und Südafrika haben zum Nordkoreakonflikt nur kaum was zu sagen – von der Erarbeitung einer gemeinsamen Strategie einmal ganz zu schweigen.

Sicher, auch der G7-Gipfel bringt keine konkreten Beschlüsse zustande. Doch immerhin zeigen sich deren Staatschefs flexibel genug, auf aktuelle Ereignisse einzugehen und sich darüber auszutauschen. Das blieb in Xiamen aus.

So positiv es im Sinne einer multipolaren Weltordnung wäre, wenn nicht nur die westlichen Industrieländer über das Weltgeschehen bestimmen – die BRICS sind von einer globalen Führungsrolle weit entfernt.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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