Geiselnahme bei den Olympischen Spielen

1972 entführten palästinensische Terroristen in München elf israelische Athleten. Erst 45 Jahre später wird eine Gedenkstätte eingeweiht

Missglückte Befreiung

Olympia 72 Beim Einsatz starben neun Geiseln, fünf Terroristen und ein deutscher Polizist

Trauer in München: Olympia 1972 Foto: Ullstein Bild

JERUSALEM taz | Die Gedenkstätte für die Opfer der 1972 bei der Olympiade in München ermordeten Sportler wird am 6. September eingeweiht. Die Zeremonie findet im Münchner Olympiapark statt – dort, wo vor 45 Jahren die palästinensische Terrororganisation Schwarzer September elf israelische Athleten zunächst als Geiseln genommen hat. Zwei erschossen die Terroristen noch in der Wohnung im Olympiadorf. Die verbliebenen neun starben bei dem missglückten Befreiungsversuch durch die bayerische Polizei. Zur Zeremonie am Mittwoch werden der israelische Präsident Reuven Rivlin, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer sowie IOC-Präsident Thomas Bach erwartet.

Mit der Geiselnahme wollten die Terroristen die Befreiung von gut 200 palästinensischen Häftlingen, eines Japaners und der beiden deutschen RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof erpressen. Nach stundenlangen Verhandlungen einigte man sich darauf, die acht Terroristen samt Geiseln in ein arabisches Land auszufliegen. Die zuständige bayerische Polizei plante, sie mit zwei Hubschraubern zum Militärstützpunkt Fürstenfeldbruck zu bringen, wo eine Boeing 727 wartete. Dort wollte die Polizei die Geiselnehmer überwältigen. Das schlug komplett fehl. In Fürstenfeldbruck waren gerade mal fünf Scharfschützen positioniert worden, die noch dazu mit nur einfachen Sturmgewehren bewaffnet waren. Alle israelischen Sportler starben beim Befreiungsversuch, so wie fünf der Terroristen und ein deutscher Polizist. Die drei Terroristen, die überlebten, kamen wenige Monate später durch einen Geiselhandel auf freien Fuß. Zwei von ihnen tötete später – wie weitere mutmaßlich Beteiligte – eine Spezialeinheit des israelischen Geheimdienstes Mossad. Premierministerin Golda Meir hatte die Operation „Zorn Gottes“ autorisiert.

In Deutschland führte die gescheiterte Befreiungsaktion in Fürstenfeldbruck zur Gründung der Antiterroreinheit Grenzschutzgruppe GSG 9. Noch 1972 wurde im Münchner Olympiapark eine Tafel angebracht, die der Opfer des Attentats gedenkt. Seit 1995 gibt es zusätzlich ein Denkmal des Bildhauers Fritz Koenig. Susanne Knaul