Pukka-Tee fliegt aus Bioläden

Großer Konzern schluckt kleinen Hersteller. Das sorgt für Unmut

Von Eva Oer

Enttäuscht klingt Thomas Kleinschmidt am Telefon: „Wir haben diese Marken groß gemacht. Und nun schöpft der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel den Rahm ab“, sagt er. „Wir“, das sind die kleinen Biohändler. Der „Rahm“ das sind die britischen Ökotees von Pukka Herbs. Der britisch-niederländische Unilever-Konzern teilte kürzlich mit, den Teeproduzenten gekauft zu haben.

Das spiegelt einen Trend: Immer mehr Produkte, die zuvor nur von Reformhäusern, Bioläden und -supermärkten angeboten wurden, stehen jetzt auch in konventionellen Geschäften. Etwa die Joghurts des Münsterländer Unternehmens Söbbeke oder die Haferflocken von Davert, deren Eigentümer als Biopioniere galten. Sie gibt es nun auch bei Edeka oder bei dm.

Auch Pukka Herbs ist in Deutschland etwa in den konventionellen tegut-Läden erhältlich. Als vergleichsweise großer Hersteller erwirtschaftete Pukka im Geschäftsjahr 2017 nach eigenen Angaben auf dem deutschen Markt 5 Millionen Euro, 13 Prozent des weltweiten Umsatzes. Nach dem Kauf durch Unilever dürfte Pukka seine Präsenz im konventionellen Einzelhandel wohl noch ausbauen. Für manche Ökohändler heißt das: auslisten. Denn die Einzelhandelsriesen nehmen so große Mengen ab, dass sie die Produkte oft zu besseren Preisen anbieten können. Müllermeister Thomas Kleinschmidt etwa beschäftigt in der Brücker Mühle in Mittelhessen sechs feste Mitarbeiter in Laden, Gastronomie und Mühle, dazu fünf Aushilfen. „Die Einkaufspreise sind für uns viel höher“, sagt er. So billig wie im Supermarkt kann er nicht verkaufen. Das koste ihn Kunden, so Kleinschmidt: „Da kann ich mit meinem netten Ambiente auch nicht locken.“

Außerdem haben viele in der Branche ein generelles Problem mit dem Unilever-Konzern und seiner Marktmacht. Mit zwei anderen Unternehmen kontrolliert er 80 Prozent des weltweiten Teehandels – zu Unilever gehört die Marke Lipton. Der Bioladen Momo in Bonn-Beuel reagierte deshalb auf seiner Homepage auf den Pukka-Verkauf und erklärte: „Fatale Folgen hat eine solche Machtkonzentration für die Artenvielfalt, die Umwelt und uns Menschen.“ Auch die Bonner wollen den Pukka-Tee aus ihrem Laden werfen.

Letztlich sind nicht nur die kleineren betroffen, auch Supermärkte wie die Bio Company diskutieren, ob sie die Waren in ihren 52 Filialen in Deutschland weiterführen. „Wir bedauern diese Entwicklung sehr“, sagt Georg Kaiser, Geschäftsführer der Bio Company. „Derzeit bauen wir die kleineren und mittleren Bio-Marken aus und werden prüfen, ob Pukka fortan noch in unser Sortiment passt.“ – „Wir können uns Schöneres vorstellen, als dass jemand aufgekauft wird“, sagt ein Sprecher der Münsteraner Firma Superbiomarkt mit insgesamt 25 Märkten zwar. Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen, ob die Marke weiter gelistet werde. Zunächst werde man das persönliche Gespräch mit Pukka suchen. Das sieht beim Biohändler Basic nicht anders aus: Man befände sich noch „in internen Gesprächen“, heißt es. Für den Müllermeister Kleinschmidt dagegen ist die Sache klar. „Vielleicht ist das eine Hardline-Meinung“, sagt er. Aber wenn er Unilever im Regal stehen habe? „Dann könnte ich es auch ganz lassen.“