TV-Duell ganz ohne Geschmuse

CDU und SPD müssen keinen Streit erfinden

Von Andrea Scharpen

Einen Große-Koalition-Kuschelkurs wird es am Dienstag nicht geben. Während die Zuschauer beim TV-Duell vor der Bundestagswahl das Gefühl bekommen konnten, Martin Schulz (SPD) könne sich nicht entscheiden, ob er sich bei Angela Merkel (CDU) nur weiter bedanken oder sie gleich mal in den Arm nehmen wolle, wird das in Niedersachsen anders laufen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Herausforderer Bernd Althusmann (CDU) müssen die Differenzen zwischen ihren Parteien nicht erst für den Landtagswahlkampf erfinden.

Die Beziehung zwischen Sozial- und Christdemokraten ist nicht erst seit dem Wechsel der Ex-Grünen Elke Twesten zur CDU belastet, die damit die vorgezogenen Neuwahlen ausgelöst hatte. Schon vorher herrschte bei Debatten im Landtag ein rauer Ton. Da fährt SPD-Fraktionsvorsitzende Johanne Modder nach diversen Zwischenrufen schon mal Jens Nacke von der CDU an: „Mein Gott! Halt doch einfach den Mund!“ Oder da tönt jener Nacke gegen die SPD: „Jetzt fangen sie gleich wieder an zu heulen!“

In den Angriffsmodus will auch der früher „Panzer“ genannte Ex-Kultusminister Bernd Althusmann gehen. Die Liste der Verfehlungen, die er der rot-grünen Landesregierung vorwirft, ist lang. Er kritisiert etwa die Umsetzung der von ihm selbst eingeführten Inklusion an Schulen, will den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen, um sich auf die Seite der Landwirte zu schlagen und bei VW alles irgendwie anders machen.

Ministerpräsident Weil hat hingegen schon angekündigt, dass Althusmann ruhig versuchen solle, sich an ihm abzuarbeiten: „Ich stelle mein eigenes Programm vor“, sagte er der taz. Weil kann sich entspannt zeigen. Er hat nicht nur den Amtsbonus. Umfragen zeigen, dass die SPD entgegen aller, nach der Bundestagswahl wirklich aller Erwartungen, sogar stärkste Kraft in Niedersachsen werden könnte. Jetzt nur nicht zu früh freuen und albern in die Kameras grinsen.

Bleibt für ein spannendes TV-Duell am Dienstag ab 21 Uhr im NDR nur noch zu hoffen, dass es beide Spitzenkandidaten rechtzeitig ins Studio schaffen. In der vergangenen Woche erntete Althusmann nämlich eine ordentliche Portion Spott im Netz, als er es nicht rechtzeitig aufs rote Sofa der NDR-Sendung „Das!“ schaffte. Seine Mitarbeiter hatten verplant, dass die Sendung nicht beim NDR in Hannover, sondern in Hamburg aufgezeichnet wurde – und dann noch so viele Baustellen auf der Autobahn. Tsss. Da würde ein CDU-Ministerpräsident jetzt sicher etwas dran ändern.