Kolumne Pflanzen Essen: Kein Truthahn ist auch eine Lösung

Als Veganerin im US-Exil ist Thanksgiving eine kulinarische Herausforderung. Und nun? Fake-Turkey? Nein: Vackbraten. Wir haben das Rezept.

Ein weißer Truthahn steht vor Menschenbeinen

Dieser Truthahn wurde vom US-Präsidenten begnadigt. Viele andere werden gegessen Foto: ap

Seit 13 Jahren lebe ich in den USA, mein Mann ist Amerikaner und seine Verwandtschaft feiert mit Leidenschaft alle traditionellen Feiertage. Den vielleicht amerikanischsten, Thanksgiving, verbringen wir Ende November oft bei der Familie in South Carolina. Ein Staat, in dem viele Autos „Make America Great Again“-Aufkleber tragen, aber auch sehr schön.

Gestalten sich Familienfeste für Normalos schon wie Sippenhaft, sind sie für Veganer veritable Minenfelder. Thanksgiving ist sozusagen das Falludschah der Feiertage: Vorsichtig manövriert man zwischen den nichtveganen Optionen auf dem Tisch und den hochgezogenen Augenbrauen der fleischessenden Verwandtschaft, um zu verhindern, dass einem der Abend um die Ohren fliegt.

Dabei haben Veganer beim Thanksgiving-Dinner jede Menge Auswahl, wenn man Wikipedia glauben will. Die sieht neben dem Truthahn eine „reichhaltige Auswahl an Beilagen und Nachspeisen“, wie „Cranberry-Sauce, Süßkartoffeln, Apfel- und Kürbiskuchen sowie Gemüse wie Kürbis, grüne Erbsen und Mais“. Aber, Pustekuchen: die Gemüsebeilagen werden meist in Hühner- oder Rinderbrühe gekocht und gerne werden dicke Speckstreifen beigelegt. In den Kuchen sind Butter und Eier, in der Cranberry-Sauce Gelatine.

Was also essen, außer welkem Salat oder lieblosem veganen Fertig-Gummi-Truthahn? Eine Lösung ist der Vackbraten. Ein veganer Hackbraten, den man, sozusagen als nonverbales Statement, auf den mit Tierprodukten gespickten Tisch stellen kann.

Dazu in einer Pfanne Olivenöl erhitzen und, jeweils gehackt, eine halbe Zwiebel, eine Karotte und eine Stange Sellerie bei mittlerer Hitze anbraten. 250 g in Scheiben geschnittene Champignons hinzugeben und für 5 bis 10 Minuten sautieren, bis das Gemüse weich ist. Den Inhalt der Pfanne in eine Küchenmaschine geben, zusammen mit 250 g gekochten Linsen, 50 g gekochten Haferflocken, 2 EL Sojasauce, 1 EL Worcestershiresauce, 3 EL Tomatenpaste, jeweils einer Prise Salz, Pfeffer, Thymian und Majoran, und bearbeitet das Ganze, bis eine grobkörnige Masse entsteht.

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Diese in einer Schüssel mit weiteren 150 g gekochten Linsen, 50 g gekochten Haferflocken und 50 g Mandelkleie vermengen – gegebenenfalls etwas Wasser hinzufügen. Aus der Masse auf einem mit Aluminiumfolie abgedeckten Backblech einen Leib formen, diesen mit Ketchup bedecken und 30 Minuten im auf 190 Grad Celsius vorgeheizten Ofen backen.

Dann noch eine Lage Ketchup drauf und 10 weitere Minuten backen. Abkühlen lassen, schneiden und – servieren. Vack you very much!

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